Freude und Frust So lief die Europawahl in Krefeld
Krefeld · Die Christdemokraten legen drei, die AfD gar 4,3 Prozentpunkte zu, die Grünen dagegen verlieren dramatisch. Die Wahlbeteiligung in Krefeld bleibt wie 2019 bei knapp unter 58 Prozent.
Freude und Frust prägten den Wahlabend in Krefeld, je nach Partei. Die CDU legte bei der Europawahl in Krefeld zu, bleibt mit 29,8 Prozent (2019: 26,8%)) klar stärkste Kraft. Dahinter landet die SPD mit 17,1 % (minus 1,2) vor den Grünen (13,3%), die im Vergleich zur Europawahl 2019 über elf Prozentpunkte verlieren und – diesmal dicht dahinter – die AfD (12,2%), die gut vier Prozentpunkte zulegt. Auf Rang 5 bleibt die FDP stabil mit 7,6 %, vor dem neu angetretenen Bündnis Sahra Wagenknecht (4,9%); abgeschlagen die Linke (2,3%). Um 21 Uhr waren in Krefeld 191 von 196 Wahlbezirken ausgezählt.
Entsprechend gut war die Stimmung natürlich bei der Wahlparty der CDU, die diesmal in der Geschäftsstelle der Christdemokraten im Kreis Viersen stieg, weil der Europa-Abgeordnete und Kandidat Stefan Berger hierher kommt. Berger, ohnehin mit dem sicheren Platz sechs auf der NRW-Landesliste der CDU ausgestattet, bleibt also in Brüssel und Straßburg. Krefelds CDU-Chef Marc Blondin freute sich für ihn: „Stefan Berger ist für uns Krefelder immer ansprechbar, und er wird unsere Region auch in den kommenden Jahren engagiert vertreten.“ Aber natürlich freute sich Blondin auch über die Ergebnisse insgesamt: „CDU und CSU sind die mit weitem Abstand stärkste politische Kraft in Deutschland. Das ist wichtig für Europa und für die politische Stabilität auf unserem Kontinent, weist aber auch in eine klare Richtung, was die Perspektiven für die Bundestags- und die Kommunalwahl im kommenden Jahr betrifft.“
Martin Vincentz, Fraktionschef der AfD im Krefelder Rat und im Landtag, kommentierte die Ergebnisse gut gelaunt: „Erst mal sind wir sehr zufrieden, gegenüber 2019 dermaßen zugelegt zu haben und nun zweitstärkste Kraft in Deutschland zu sein. Und das trotz der Schwierigkeiten in unserem Wahlkampf.“
Zufrieden zeigte sich auch die FDP in Person des stellvertretenden Kreisvorsitzenden Florian Ott: „Dem nächsten Europaparlament werden genauso viele Freie Demokraten angehören wie bislang. Während die FDP ihr Ergebnis bundesweit ungefähr halten konnte, zeichnet sich für Krefeld ein klar überdurchschnittliches Resultat ab. Darüber freuen wir uns sehr. Krefeld ist und bleibt ein starkes Pflaster für die Liberalen. Auch bei der Kommunal- und der Bundestagswahl im nächsten Jahr wird mit uns zu rechnen sein.“
Stimmung bei SPD und Grünen auf dem Tiefpunkt
Schockstarre hingegen bei SPD und Grünen. „Wir wussten, dass wir gegenüber dem tollen Ergebnis von 2019 verlieren, aber das Ergebnis ist noch schlechter als alle Erwartungen“, meinte der Grünen-Parteivorsitzende Benjamin Zander. Man müsse jetzt intensiv überlegen, „ob wir die Menschen mit unseren Themen und Botschaften erreicht haben“. Julia Müller, Fraktionschefin im Rat, frustriert vor allem der starke Rechtsruck in Europa und Deutschland: „Wir Grüne regieren in Bund und Land mit, können da nicht immer klare Kante zeigen. Auf lokaler Ebene bleibe ich optimistisch, wir übernehmen für die Stadt Verantwortung, bringen sie voran, auch weil wir kompromissfähig sind.“
Geradezu niedergeschlagen die Stimmung in der SPD-Zentrale am Südwall. Gegen 19 Uhr konstatiert der aus Geldern zugeschaltete Europa-Kandidat Michael Mölders, nachdem er den Krefelder Genossen für den engagierten Wahlkampf gedankt hat: „Unser Ergebnis ist katastrophal.“ Und Stella Rütten, die Parteivorsitzende, will das auch nicht relativieren: „Es ist schockierend, dass so viele Menschen anti-demokratisch und anti-europäisch gewählt haben.“ Ein bisschen trösten sich die Sozialdemokraten damit, Minimalziele erreicht zu haben, so Rütten: „Wieder zweitstärkste Partei in Krefeld zu sein und klar vor der AfD zu liegen.“ Am Montagabend will der SPD-Vorstand in Ruhe die Ergebnisse analysieren, natürlich auch schon mit Blick auf die nächsten Wahlen 2025, nämlich Bundestags- und vor allem, Kommunalwahl. Benedikt Winzen, Chef der Ratsfraktion, sagt: „Das wichtigste ist jetzt, dass der Rat der Stadt handlungsfähig bleibt. Deshalb werden wir noch einmal auf alle demokratischen Kräfte im Rat zugehen und eine konstruktive Zusammenarbeit für Krefeld anbieten.“