Umwelt Spaziergang durch eine stimmgewaltige Vogelwelt

Auf Initiative der Grünen zeigt Nabu-Leiter Michael Müller die Lebensräume von Tieren und Insekten in der Innenstadt.

Foto: Dirk Jochmann

Für die Tierbeobachtung in der Innenstadt ist der Zeitpunkt der kleinen Tour schlecht, das gesteht Michael Müller zu Beginn auch gleich ein. Aber für den Leiter der Nabu Gruppe Krefeld ist das kein Grund, dem interessierten Publikum nicht doch Einblicke in die Lebensräume von Vögeln und Insekten zu geben. Eingeladen hat die Ratsfraktion der Grünen zu diesem Stadtspaziergang. Die Fraktionsvorsitzende Heidi Matthias kann sich über die große Nachfrage freuen, schließlich musste sogar eine Warteliste angelegt werden.

Doch so schlecht stehe es um die Fauna in der Stadt gar nicht, erläutert Müller. Die Lebensbedingungen sind für Insekten und Vögel besser als im Umland — trotz der Häuser und Straßen. Darin stecke nämlich ein größeres Quartierangebot für die Tiere, die hier mehr Plätze zum Brüten fänden. Zum anderen sorge das wärmere Stadtklima für eine längere Zeit, die Brut aufzuziehen. Höhere Temperaturen von 0,5 bis 3 Grad Celsius im Sommer und bis zu 10 Grad Celsius im Winter erlauben es, früher mit dem Brüten anzufangen. Auch das Nahrungsangebot ist durch Mülleimer und herumliegende Abfälle in der Stadt größer. Wertvolle Lebensräume sind alte Bäume mit großen Kronen. Davon gibt es selbst in der Innenstadt viele in Alleen und Gärten. Müller belegt mit einem Foto aus der Vogelperspektive von Krefeld, wie grün es selbst im Zentrum ist. Als Beispiel hat er für den kurzen Stadtspaziergang die Blumenstraße gewählt. Mit den Baumscheiben voller blühender Pflanzen zwischen den Parkbuchten macht die Straße gerade ihrem Namen alle Ehre.

Der Blick in zwei Gärten an der Blumenstraße liefert Beweise, wie grün es innerhalb der Häuserzeilen ist. Da gibt es einen Schattengarten, der von zwei alt ehrwürdigen Buchen gefüllt wird und gerade an heißen Tagen für ein erträglicheres Mikroklima sorgt. In den Baumkronen dieses Gartens sowie den anschließenden Gärten ist eine stimmgewaltige Vogelwelt zu Hause, weiß Anna Sanz zu berichten: „Morgens gibt es ein großes Vogelkonzert und man hat gute Laune, wenn man aufsteht.“

Einige Häuser weiter bieten der Innenhof und Garten verschiedene kleine Lebensräume, mal sehr sonnig, dann wieder schattig durch Hecken, Sträucher und alte Backsteinmauern. Auch die Flachdächer wurden bepflanzt und da umrahmt ein Lavendelbeet in luftiger Höhe eine Terrasse. „Haben Sie Mut zur Unordnung! Lassen Sie Steinhaufen und Mauern mit Löchern als Unterschlupf für Insekten!“, bitten Müller und Matthias. Man solle nicht darauf warten, dass die Stadt oder andere etwas zur Verbesserung der Lebensräume tun, sondern gleich selber damit anfangen. Die Devise: mehr heimische Blütenpflanzen auf Balkon und im Garten.