STADTERBE SPD-Antrag: Wenn Kirchen schließen, will Politik mitmischen

Krefeld · Die SPD will von der Verwaltung wissen, welche Gotteshäuser denkmalwürdig sein könnten. Sie gehörten zur Stadtgeschichte und sollten auch „der Allgemeinheit weiter zugänglich sein“.

St. Maria Himmelfahrt an der Boedikerstraße ist voraussichtlich die nächste Kirche, die schließt.

Foto: Jochmann, Dirk (dj)

Die geplante Schließung von St. Maria Himmelfahrt in Linn und der Abriss des Kapuzinerklosters an der Hülser Straße am Inrath sind zwei Beispiele für Entwicklungen und Entscheidungen rund um Krefelder Kirchenbauten, die zuletzt über die Gemeinden hinaus für Kritik gesorgt haben. Vor dem Hintergrund solcher Beispiele stellt die SPD einen Antrag  im kommenden Kultur- und Denkmalausschuss, der am 28. Mai, 17 Uhr, im Rathaus tagt. Die Fraktion möchte einen Sachstandsbericht der Verwaltung, der unter anderem klären soll, welche weiteren Sakralgebäude noch profaniert werden könnten, also nicht mehr als Kirche genutzt werden könnten. Ein Beispiel gibt es in Krefeld mit St. Norbertus, die als Wohnhaus genutzt wird. In Mönchengladbach gibt es beispielsweise eine Kletterkirche, in anderen Städten Bibliotheken, Orgelbauer, Museen oder Restaurants in ehemaligen Gotteshäusern.

Den SPD-Antrag möchte Fraktionssprecherin Anke Drießen-Seeger so verstanden wissen, „dass wir früh den Fuß in der Tür haben sollten, was eine mögliche Umnutzung angeht“. Das Thema betreffe die „Stadtgesellschaft“, also die Bürger, und müsse deshalb in den Stadtgremien besprochen werden. Und so möchte die SPD auch wissen, für wie denkmalwürdig die Verwaltung die Krefelder Kirchengebäude insgesamt sieht beziehungsweise in konkreten Fällen, falls diese bereits geprüft worden seien. Es gehe, sagt Drießen-Seeger, „schon um den Wert der Kirche für die Krefelder Gesellschaft“. Sie gehörten zur Stadtgeschichte und sollten auch „der Allgemeinheit weiter zugänglich sein“. Die Verwaltung soll, wenn die Mehrheit im Ausschuss für den SPD-Antrag stimmt, in ihrem Sachstandsbericht prüfen, welche stadtplanerischen und städtebaulichen Impulse von einer möglichen Denkmalwürdigkeit ausgehen.

Die viel zitierte Trennung von Kirche und Staat sehe sie in diesem Fall nicht gegeben. „Man muss das im Fall des Denkmalwerts davon losgelöst sehen“, sagt Drießen-Seeger. Seit Anfang des Jahrtausends würden vermehrt Schließungen, Umnutzungen oder gar Abrisse von Kirchengebäuden in Erwägung gezogen. Auch in westdeutschen Regionen würden Diözesen, Landeskirchen oder einzelne Gemeinden Kirchengebäude aufgegeben, entwidmet oder profaniert.

In Krefeld stehen solche Entscheidungen zwangsläufig in den kommenden Jahren für die katholischen Gemeinden an. Durch ein Sparpaket des Bistums Aachen hatten sie alle entscheiden müssen, welche ihrer Immobilien aus der Finanzierung des Bistums herausfallen und welche nicht. Sprich: Für welche wollten sie bei der Gebäudeunterhaltung selbst aufkommen, für welche sollte das Bistum das tun. Um 30 Prozent sollten so die Ausgaben auf lokaler Ebene gesenkt werden. Ein Dutzend Sakralbauten wurde auf eine Art rote Liste gesetzt. Entweder ist bei diesen die Substanz so gut, dass sie in den kommenden Jahren keinen Ärger machen, ansonsten müssen die Gemeinden eine gewinnbringende Lösung finden. Das heißt: sie umwandeln wie zum Beispiel im Fall der Grabeskirche St. Elisabeth von Thüringen oder der Verkauf an andere Gläubige wie im Fall der russisch-orthodoxen Kirche St. Barbara, früher St. Franziskus.

Zuletzt war für die unter Denkmalschutz stehende Kirche St. Josef an der Roßstraße ein Projekt mit Design-Studenten der Hochschule Niederrhein gestartet, die sich alternative Nutzungsmöglichkeiten für den riesigen Kirchenraum ausdenken sollten. Zunächst einfach nur mal als Ideenwettbewerb. Aber perspektivisch, wie der mittlerweile verstorbene Pfarrer Heiner Schmitz damals sagte, um die Kirche auch in Zukunft für das Viertel erhalten zu können.