ANALYSE Wieso das KWM dringend eine Gastronomie braucht

Krefeld · Plädoyer Ein Pächter für das Lokal im Kaiser-Wilhelm-Museum ist immer noch nicht gefunden. Doch ist das überhaupt wichtig? Wir haben uns Gedanken gemacht, wieso ein Museums-Café unerlässlich ist.

 Die Gastronomie am Kaiser-Wilhelm-Museum liegt brach, wie auf dem Foto des Außenbereichs aus dem Jahr 2017.

Die Gastronomie am Kaiser-Wilhelm-Museum liegt brach, wie auf dem Foto des Außenbereichs aus dem Jahr 2017.

Foto: Jochmann, Dirk

In Museen geht es in erster Linie um Kunst und deren möglichst für alle Zielgruppen, auf jeweils passende Art, aufbereitete Präsentation. Dies geschieht durch Führungen, ein durchdachtes Ausstellungskonzept, durch Kunstvermittlung für Groß und Klein, durch Einbindung von Schulen und Kitas, die das Museum besuchen und sich dort in Workshops ausprobieren können, durch eine hohe Aufenthaltsqualität für alle Generationen und natürlich vor allem, durch eine schöne Mischung von Exponaten, sowohl in der Dauerausstellung als auch bei gut gewählten Sonderausstellungen.

Braucht ein Museum
überhaupt ein Café?

Somit mag die Frage, ob ein Museum über eine Gastronomie, und wenn ja eine gute und gut funktionierende, verfügt, zunächst eine zweitrangige sein. Doch das täuscht, denn Museen – und dies unabhängig von Ort und Ausrichtung – sind heute mehr und mehr offene Orte, die in eine Stadt hinaus wirken wollen und zugleich das Hineinwirken dieser fördern. Das heißt ein Museum ist mehr als ein Kunsttempel, der es auch noch sein darf und sein muss, aber eben „Kunsttempel Plus“. Damit ein Museum in der Lage ist, diese weiter gefasste Funktion mit Leben zu füllen, braucht es nicht nur gute Ausstellungen, gutes und freundliches Museumspersonal auf allen Ebenen, sondern auch Anreize für ein Publikum, auch über den eigentlichen Kunstgenuss hinaus im Gebäude oder davor bei Sonnenschein im Außenbereich zu verweilen.

Gastronomie ist hierzu ein Schlüssel. Diese bietet nicht nur dem hungrigen oder durstigen Kunstgenießer eine willkommene Pause, sondern ist vor allem für Familien unerlässlicher Anlaufpunkt. Wenn dieser Ort zudem noch über das eigentliche Café-Konzept hinaus mit Veranstaltungen bespielt wird, bieten sich Perspektiven, die das Zielpublikum breiter werden lassen.

Ziel sollte sein, dass Menschen diesen Ort, das KWM in unserem Fall, als einen kulturellen Treffpunkt wahrnehmen, wo es neben Kunst auch einen Ort zum Verweilen gibt. Wo sich Menschen treffen, die den Wert eines solchen Ambientes schätzen oder auch Menschen den Weg dorthin finden, die es noch schätzen lernen könnten.

Eigentlich sind die Voraussetzungen rein baulich – nach der großen Renovierung – von außen betrachtet ideal. Ein großer heller Café-Raum, ein charmant von Altbausubstanz umgebener Außenbereich. Doch die Realität sieht leider anders aus. Pächter kamen und gingen, beschwerten sich über mangelndes Publikum, vermissten eine entsprechende Ausstattung im „Backstage“-Bereich. Wie im Gespräch mit unserer Zeitung von dem bis jetzt letzten (vorübergehenden) Pächter im Sommer 2018 – Detlef Krengel – zu erfahren war, verfügt das Café nur über eine sogenannte Kaltküche.

Seitdem hat sich indes zumindest sichtbar eher wenig getan. Anfragen an Museumsleitung und Stadt führten entweder zu keinen Antworten – zugegeben auch aus terminlichen Gründen – oder zu Andeutungen, die in Summe den Tenor vertraten, man arbeite daran.

Doch das Problem ist nicht einseitig zu lösen, es handelt sich zweifelsohne um einen Teufelskreis. Denn durch den Mangel einer Gastronomie wird auch der Anreiz für spontane Besucher weniger stark ausfallen; weniger Besucher indes schrecken Gastronomen ab. Wenn neue Gastronomie nicht entsprechend beworben werden kann und durch Events in Verbindung mit Museum und Museums-Konzept nicht bewusst vom Publikum wahrgenommen wird, führt dies wiederum zu wenig überzeugenden Ergebnissen. Das Publikum bleibt weg.

Eine Lösung kann nur in einem vollkommen durchdachten und von Stadt und Museum gemeinsam gestemmten Konzept liegen; dafür ist es eigentlich in Anbetracht des Bauhaus-Jahres jetzt fast zu spät.

Aber wenn hier überhaupt Bewegung gewünscht ist und das will man hoffen, so muss der Prozess ganzheitlich in Angriff genommen werden, selbst wenn die Stadt es schlussendlich subventionieren müsste.