Sport: Ist Krefeld gut aufgestellt?
Politiker fordern einen Plan, der aufzeigt, wie das Angebot und die Sportstätten weiterentwickelt werden können.
Krefeld. Braucht die Stadt Krefeld einen Sportentwicklungsplan? Mit dieser Frage beschäftigt sich der Sportausschuss in der Sitzung am Dienstag um 17 Uhr im Grotenburg-Stadion. Die Grünen hatten den Tagesordnungspunkt beantragt, um in Zukunft besser auf den demografischen Wandel, die rückgängigen Mitgliederzahlen in den Vereinen und den Ganztag in den Schulen reagieren zu können. „Es fehlt eine fundierte Grundlage. Wo wollen wir hin? Wir wollen eine fundierte Planung, die alle Fraktionen mittragen“, sagt Monika Brinner, Grünen-Sprecherin im Sportausschuss.
Weil das Thema kompliziert und komplex ist, dürfte es eine rege Diskussion geben, die auch in der Sitzung am Dienstag nicht beendet sein wird. Was ein solcher Plan leisten kann und muss, daran scheiden sich die Geister.
Für Sportdezernent Gregor Micus geht es in erster Linie um die Weiterentwicklung der Sportstätten. Was die Infrastruktur angeht, sieht Micus Krefeld auf einem guten Weg. „Wir investieren seit vielen Jahren die Sportfördermittel, die vom Land fließen (rund 600.000 Euro jährlich, d.Red.), in den Erhalt der Sportstätten. Wir sind die einzige Kommune im Land, die nicht daran denkt, Sportstätten zu schließen“, sagt Micus.
Als Vorsitzender des Sportausschusses im NRW-Städtetag kennt er viele Kommunen, die einen Sportstättenentwicklungsplan in Auftrag gegeben haben. „Grundlage des Auftrages war immer, zu prüfen, welche Sportstätte erhalten und welche geschlossen werden soll“, sagt Micus. Krefeld stünde vor so einer Entscheidung aber nicht. Vorteil eines Auftrags, der in der Regel an eine spezialisierte Agentur oder eine (Sport-)Hochschule geht, sei hingegen der neutrale Blick. Der Sportdezernent beziffert die Kosten bei der Größe Krefelds auf mindestens 100.000 Euro. Die Grünen gehen von 30.000 Euro aus.
Unterstützung erhalten die Grünen von der SPD. Klaus Kokol, SPD-Sprecher im Sportausschuss, sagt: „Ich habe derzeit nicht das Gefühl, dass die demografische Entwicklung Niederschlag findet bei der Sanierung von Sportstätten. Wir wissen nicht, ob die Anlagen den Anforderungen der Zukunft gewachsen sind. Ein Sportentwicklungsplan könnte Ziele definieren.“ Die SPD habe einen solchen Plan bereits erfolglos beantragt. Kokol glaubt aber, dass kein externes Gutachten notwendig ist: „Die Verwaltung muss ihre Hausaufgaben machen. Eine Bestandsaufnahme läuft beim Fachbereich Gebäudemanagement bereits.“
Skeptisch ist Dieter Hofmann, Vorsitzender des Stadtsportbundes (SSB), beim bürokratischen Aufwand, den ein Sportentwicklungsplan mit sich bringen würde. „Außerdem kostet er viel Geld. Vieles, was in Zukunft notwendig ist, wissen wir bereits“, sagt Hofmann.
Der SSB arbeite zum Beispiel an einer Übersicht der Leistungssportstrukturen. Für den Ganztag an Schulen hat der SSB sogar eine hauptamtliche Kraft eingestellt. „Ich gehe davon aus, dass irgendwann der Ganztag verbindlich wird. Deshalb müssen die Vereine im Ganztag mitwirken. Der TSV Bockum und der SC Bayer beispielsweise tun dies bereits sehr gut“, sagt der SSB-Vorsitzende. Dass es im Ganztag „viel Wildwuchs“ und Qualitätsprobleme gebe, gibt Hofmann zu. Daran werde gemeinsam mit dem Schulamt gearbeitet.
Auch Philibert Reuters, Sprecher der CDU im Sportausschuss, hält nichts von einem Sportentwicklungsplan. „Wir haben, vor allem im Baubereich, genug teure Pläne, die meistens in der Schublade verschwinden“, sagt Reuters, der das Gefühl hat, der Fachbereich Sport habe die Sportinfrastruktur gut im Griff.
Für einen Teilbereich, nämlich die demographische Entwicklung, einen Experten zu engagieren, kann er sich hingegen vorstellen. „Der Ansatz lautet: Die vorhandenen Sportstätten werden ergänzt durch Freizeitangebote für Jung und Alt, zum Beispiel Kinderspielplätze, Bereiche für Boule- und Schach sowie einer Gastronomie.“