Stadt lässt Autofahrer auf 400 Metern zweimal blitzen
Bußgeld: Ein Doppelblitzer sorgt für Knöllchen-Ärger in Bockum.
Krefeld. Für Bernd Austmeyer endete der morgendliche Gang zum Briefkasten vor kurzem mit einer handfesten Überraschung. Er hat ein Knöllchen bekommen, weil er am 7. März um 13.08 Uhr in der Tempo 30 Zone zwischen Glindholzstraße und Crön sechs km/h zu schnell gefahren ist. Macht 15 Euro an die Stadtkasse, bitte. In einem zweiten Knöllchen heißt es aber, er sei um 13.08 Uhr sechs km/h zu schnell gefahren. Macht noch einmal 15 Euro. Des Rätsels Lösung: Austmeyer ist, ohne es zu merken, innerhalb weniger Sekunden auf einer Strecke von 400 Metern zweimal geblitzt worden. „Ich fühle mich abgezockt“, sagt er .
Wie vom Doppelblitz getroffen ruft Austmeyer bei der Bußgeldstelle an. „Da muss etwas ganz komisch gelaufen sein“, sagt er. „Da haben Sie wohl recht“, antwortet die Sachbearbeiterin. „Zufall“, hält Norbert Goertz-Gorr, Leiter der Bußgeldstelle, dagegen. Es sei zwar nicht geplant gewesen, die beiden Messstellen so nah beieinander zu platzieren. Rechtlich sei aber alles in Ordnung, da kein einheitlicher Tatbestand vorliege.
Findet auch Stadtsprecher Manuel Kölker: „Es ging einmal um die Kurve herum, das verdeutlicht: Es ist eine andere Straße.“ Austmeyer hat seiner Meinung nach sogar noch Glück gehabt: „Wenn die Kollegen zu dem Urteil kommen, dass Vorsatz vorliegt, wird es sogar noch teurer.“ Wird man geblitzt, sei dies kein Freifahrtschein für den Rest des Tages.
Dr. Markus Schäpe vom ADAC teilt diese Sicht der Dinge nicht. „Wenn es zwischendurch keine neue Beschilderung gibt“ - gemeint sind Verkehrszeichen, nicht Straßennamenschilder - „gilt das sehr wohl als einheitlicher Tatbestand.“ Seiner Meinung nach müsste die Stadt ein Bußgeld fallen lassen. Schäpe wundert sich über die Praxis. „Das eine Stadt zwei Radarfallen so kurz hintereinander aufstellt, habe ich noch nie gehört.“ Er vermutet ein pädagogisches Konzept zur Erziehung von Temposündern, Goertz-Gorr bestreitet dies.
Bernd Austmeyer hat überlegt, einen Anwalt einzuschalten. Aber ein Rechtsstreit kostet Geld und Nerven. Ein Aufwand, der sich für ihn nicht rechnet. Er hat inzwischen bezahlt.