Krefeld Stadtradeln 2017: „Ich komme immer entspannt an“

Samstag endet das Stadtradeln 2017. Die Organisatoren sind mit dem Zwischenstand hochzufrieden. Nachzügler können noch mitmachen.

Foto: Dirk Jochmann

Krefeld. Am Samstag um Mitternacht endet das Stadtradeln 2017, jetzt beginnt der Endspurt. Mitorganisator Karl-Heinz Renner ist sicher, dass das selbst gesetzte Ziel 2017 erreicht wird: 1000 Teilnehmer und 100 000 Kilometer auf dem Rad. Stand gestern, 15.30 Uhr, weist die Homepage 989 Radfahrer und 175 418 gefahrene Kilometer aus.

62 Teams sind im sportlichen Wettstreit. Da liegen Freude und Frust manchmal nah beieinander. „Sonntagmorgen war Fischeln Spitzenreiter — bis sich das MSM eingetragen hat“, sagt Fischelns Bürgervereinsvorsitzender Reiner Schütt. Mit 12 836 Kilometern liegt das Team „Fischeln radelt“ gestern Nachmittag auf Platz 3 — trotz des Engagements von Manfred Louven. „Er allein hat 1300 Kilometer gemacht“, sagt Schütt. Auch Schütt nutzt Rad statt Auto, doch viele Kilometer macht er nicht: Wohnort Fischeln, Arbeitsplatz Fischeln, da kommt auch im größten Stadtteil Krefelds nicht so viel zusammen.

Hans-Peter Sokoll hat es in dieser Hinsicht besser: Sokoll lebt in Moers und fährt mit dem Rad zu seiner Arbeitsstelle am Wettwall: 18 Kilometer pro Strecke. „Wir haben das Auto abgeschafft“, sagt Sokoll. Mit dem Ticket 2000, einer Bahncard 25 und seinem Fahrrad erreiche er jedes Ziel. Natürlich müsse er bewusst planen, damit zwischen Terminen genug Zeit bleibe, „aber mit Zug und Rad von Moers nach Duisburg brauche ich nicht unbedingt länger als ein Autofahrer, der sich womöglich noch über Stau und Parkplatzsuche ärgert.“

Foto: Sokoll

Professionelle Fahrradkleidung und seine Kondition sowie ein angepasstes Tempo machen den Weg zur Arbeit angenehm. „Je häufiger man fährt, je weniger schwitzt man.“ Jeans, Hemd, Pullover oder auch ein Jackett transportiert Sokoll in den Fahrradtaschen. Er fährt das ganze Jahr, bei jedem Wetter. „Ich komme immer entspannt an.“

Auch Arne Hommes beteiligt sich an der Aktion Stadtradeln, ein Umstieg ist es für ihn nicht. „Ich fahre immer mit dem Rad zur Schule“, sagt der 16-Jährige, der in Oppum wohnt und die Freie Waldorfschule an der Kaiserstraße besucht. Auch um zum Segeln auf dem Elfrather See oder zum Stadttheater zu kommen, nutzt er sein Fahrrad. „Ich fahre tatsächlich immer gerne mit dem Rad.“ Bus und Bahn seien für ihn selten eine Alternative. Jetzt, beim Stadtradeln, macht der Oppumer gezielt längere Radtouren — am vergangenen Sonntag sogar zu einem Wettkampf auf den Süchtelner Höhen (Kreis Viersen). Da habe er lange überlegt, gesteht Hommes, „weil ich ja den ganzen Tag im Einsatz war und abends wieder nach Hause musste. Da musste ich mich durchbeißen.“ Ausschlaggebend sei letztlich die umständliche Busverbindung gewesen. „Wenn ich einen Termin habe, will ich so schnell wie möglich da sein und suche deshalb die schnellsten oder einfachsten Wege.“

Schöne Routen wählt der Schüler am Wochenende: rund um Meerbusch oder bis Neersen beispielsweise. Knapp 300 Kilometer hat der 16-Jährige zurzeit auf seinem Stadtradel-Konto. Manche Ziele könnten besser ausgeschildert sein, „wie es in Holland ist“, sagt er, „aber das ist kein Drama.“ Wurzeln und Löcher auf dem Radweg könnten entfernt werden, „die bremsen einen aus“, aber es gebe in Krefeld auch Gutes wie die Radfahrer-Ampeln oder die Streifen, auf denen Radfahrer an Kreuzungen vor den Autos postiert werden. „Da wird man gesehen und fühlt sich sicherer.“

Kräftig unterstützt wird die Aktion auch von OB Meyer und Ratsmitgliedern — was Michael Hülsmann, Fahrradbeauftragter und Stadtradelkoordinator, freut. „Beim Stadtradeln geht es nicht um den Zwang zum Radfahren, sondern um die vernünftige Nutzung des Rades vor allem im Radius von fünf Kilometern, für den etwa 50 Prozent der Verkehrsteilnehmer noch das Auto verwenden“, sagt Karl-Heinz Renner, Mitkoordinator beim Stadtradeln und Sprecher des Fahrradaktionskreises Krefeld.