Ärger über Dauerbaustelle an der Glockenspitz

Auf einem verwilderten Grundstück stehen drei unvollendete Häuser. Die Anwohner stört das sehr.

Krefeld. Die beiden Obdachlosen, die vor einigen Jahren in den Rohbauten überwinterten, haben sie gar nicht mal so sehr gestört: „Die waren nett. Die haben keinen Lärm gemacht und keinen Abfall hinterlassen.“ Was sie aber durchaus stört, sind die Ratten, die sich auf dem Grundstück eingenistet haben und die hin und wieder auch in ihren eigenen Garten ausschwärmen: „Es saß schon mal eine in meinem Kompost und hat mich angestarrt. Das war eklig!“

Helga Strate wohnt in einem Haus an der Glockenspitz 429. Und auf dem Grundstück direkt nebenan wird seit Juli 2007 an drei Häusern gebaut — oder viel mehr nicht gebaut. Strate: „Da ist schon lange nichts mehr passiert.“

Das stört sie nicht nur wegen der Ratten, sondern auch wegen des Unkrauts, das ständig in ihren Garten herüberwuchert. Wobei in der Wildnis auf dem verwaisten Grundstück viel mehr gedeiht, als nur Unkraut. Im Laufe der Jahre sind dort auch Bäume gewachsen — und die sind mittlerweile so groß, dass sie die Dachkanten der drei Häuser teilweise überragen.

Von der Botanik eingewachsen rostet auf dem Grundstück ein kleiner, gelber Kran vor sich hin; eingesunken in den Erdboden. Auch eine Palette mit Mörtelsäcken steht herum. Die Säcke wurden von der Witterung größtenteils weggewaschen und der Mörtel hat die Konsistenz von Stein angenommen.

Ellen Weyers, ebenfalls Anwohnerin, empört dieser Anblick sehr: „Da kann man ja überhaupt keinen Besuch mehr empfangen. Die fragen dann jedesmal — ,Was ist das denn für eine Ruine?’“ Und ihr Nachbar Martin Göttel befürchtet wegen der Zustände auf dem Baugrundstück gar eine Wertminderung seines eigenen Hauses: „Ich will zwar nicht verkaufen, aber das stört natürlich trotzdem.“

Helga Strate hat sich schon mehrfach bei der Stadt Krefeld beschwert, die konnte ihr aber nicht helfen. Pressesprecher Dirk Senger: „Es gibt keine Vorschriften über die zulässige Dauer von Bauarbeiten oder eine Frist zur Fertigstellung eines Vorhabens.“

Allerdings sei die Baugenehmigung für die drei Häuser mittlerweile erloschen, da seit der Rohbauabnahme im August 2012 keine Arbeiten mehr durchgeführt worden seien. Eine neue Genehmigung sei vom Bauherrn bisher nicht beantragt worden. Zudem sei bei einer Ortsbesichtigung des Grundstücks durch die Bauaufsicht Ende Oktober festgestellt worden, dass die Baustelle wegen eines umgestürzten Zaunelements unzureichend gesichert sei: „Der Bauherr wurde unverzüglich aufgefordert, diesen wieder aufzurichten.“ Wer dieser Bauherr ist, darf er der Westdeutschen Zeitung aus Gründen des Datenschutzes nicht verraten.

Gegenüber Helga Strate war die Stadt auskunftsfreudiger. Da bei ihr als direkter Nachbarin ein „berechtigtes Interesse“ vorlag, erfuhr sie vom Katasteramt den Namen des Bauherrn. Es handelt sich um eine Firma, die scheinbar in Köln ansässig ist, im Internet allerdings kaum vertreten ist: Es gibt keine Homepage, nur eine Telefonnummer. Dort hebt jedoch niemand ab. Und eine Steuerberatung aus Kehl, die im Internet mit dieser Firma assoziiert wird, lehnt jeglichen Kommentar kategorisch ab.

Dabei ist sich Helga Strate ziemlich sicher, dass es sich für den Bauherrn lohnen würde, die drei Häuser endlich fertigzustellen: „Alle 14 Tage schellen Leute bei mir und fragen, ob die Häuser verkäuflich sind.“ Ihre Antwort sei leider immer dieselbe: „Keine Ahnung.“