Hüls. Der Standesbeamte rollt in den Ruhestand

Hüls. · Thomas Pluschkell hat während seiner Tätigkeit mehr als 1500 Paare in Hüls getraut – und ist als Karnevalist dank des Klonschafs Dolly auf eine besondere Idee gekommen.

Thomas Pluschkell mit seinem XXL-Fahrrad auf dem Hülser Markt.

Foto: Andreas Bischof

Übersehen kann ihn keiner, den 2,03-Meter-Mann Thomas Pluschkell. Überhören mag ihn keiner, denn der 63-Jährige ist ein Fan von Wortspielen und kann sie prima verwenden. So hat der Standesbeamte im Laufe der Zeit knapp 1600 Ehepaaren in Hüls zu einem heiteren Start ins Eheleben verholfen. Der Verwaltungsmann war 32 Jahre bei der Stadt Krefeld beschäftigt und pflegt nun den Unruhestand auf verschiedenen XXL-Fahrrädern unter dem Motto: „Ich bin dann mal weg“.

Pluschkell ist ein echt Hülser Junge. „Ich kam im Cäcilienhospital zur Welt.“ Später besuchte er das Kempener Gymnasium Thomaeum, brach jedoch kurz vor dem Abi ab, um zur Bundeswehr zu gehen. Dort verbrachte er zwölf Jahre, unter anderem als Fernspäher und die letzten zweieinhalb Jahre im Nato-Hauptquartier in Belgien.

Hunderte Sitzungen
vor- und nachbereitet

Nach dieser Zeit entschloss er sich, das Berufsleben mit einem guten Abschluss zu starten, holte sein Abitur nach und bewarb sich bei der Stadtverwaltung. Mit einem Schmunzeln erzählt Pluschkell aus seinen lehrreichen Anfängen in der Stadtverwaltung: „Ich begann als Inspektoren-Anwärter zuerst im Sozial-, dann im Ordnungsamt und war bald im Oberbürgermeister-Büro von Dieter Pützhofen tätig.“

Schnell wurde er danach Leiter der Bezirksverwaltungsstelle Hüls und war auch eine Zeitlang zusätzlich für Nord zuständig. „Ich habe insgesamt hunderte Sitzungen der Stadtteilpolitiker als Schriftführer neutral vor- und nachbereitet.“ Zuletzt war er öfter für Uerdingen und immer für Ost zuständig. „Es hat bis zum Schluss Spaß gemacht“, erklärt er. Deshalb wurde er von den Bockumer Bezirksvertretern auch mit anhaltendem Applaus, Blumen und einem guten Tropfen in den Ruhestand verabschiedet.

Für Pluschkell war Bürgerservice nicht nur ein Wort. „Der Bürgerservice ist für die Bürger da, mit den entsprechenden Umgangsformen. Das war für mich wichtig.“ Er versuchte, immer zu helfen, besonders Senioren mit Problemen lagen ihm am Herzen. „Ich habe mich bemüht, einen direkten Lösungsweg aufzuzeigen oder eine Kontaktperson zu benennen.“

Als Standesbeamter war er wahrscheinlich geboren und hat vom Straßenkehrer bis zur Promihochzeit alle Brautleute verheiratet. „Ich habe versucht, individuell auf die Paare einzugehen und das zu erklären, was Ehe ausmacht. Die Eheleute sollen unterhaltsam, verantwortungsvoll, aufmerksam miteinander sein und auch vom Anderen etwas annehmen.“ Er weiß, wovon er spricht, denn selbst ist er seit vielen Jahren mit Ehefrau Birgit verheiratet und hat mit ihr zwei Kinder.

Dann gibt es noch den Karnevalisten mit seinem „redlichen Basishumor“. Pluschkell erzählt, wie sich dies entwickelt hat: „Das begann schon in der katholischen Jugend, im Sechserrat 1973. Ich kam dann nach der Bundeswehr zu den ,Nette stölle Jonges’ – und die waren alles andere als still. Gemeinsam mit Ralf Gitzelmann waren wir zu Zeiten von Klonschaf Dolly ,Die zwei Klone’. Wir gaben Weltstars und ihre Klone wie Mireille Matthieu und Wolfgang Petry auf der Bühne.“

Künftig will er sich in Sachen „Helau“ wieder mehr engagieren. In der Bütt als „Ne kleene Dull“ und auch als Dr. Humoris Causa.