Barrierefreiheit an falscher Stelle
Am WZ-Bus wird Kritik am Haltestellenausbau und der fehlenden Mitsprache bei der Entscheidung laut.
Krefeld-Fischeln. Der Planungsausschuss hat beschlossen, dass drei Haltestellen an der Kölner Straße in Fischeln barrierefrei ausgebaut werden: an der Eichhornstraße, vor dem Supermarkt Rewe und gegenüber des Rathauses. Bestätigt der Rat diese Entscheidung, sollen noch in diesem Jahr der Umbau und die Sanierung der Kölner Straße beginnen. Politisch umstritten ist der Haltestellenausbau, weil damit an der Kreuzung Hafelsstraße/Kölner Straße Parkplätze wegfallen und Geschäftszufahrten versperrt werden.
Am WZ-Bus äußerten sich die Fischelner dazu.
Hans-Georg Hoffmann: „Es wäre wesentlich günstiger gewesen, wenn man die Haltestelle an die Sparkasse verlegt hätte. Der Verkehrsbereich ist dort deutlich besser geeignet, um eine barrierefreie Haltestelle zu errichten. Es würde gar nicht erst zu den verkehrstechnischen Engpässen kommen, wenn endlich die Umgehungsstraße gebaut werden würde.“
Silvia Hoffmann fürchtet: „Der Rückstau an der Kreuzung Hafelsstraße/Kölner Straße wird in Zukunft noch größer werden. Die Kölner Straße ist in Fischeln generell zu eng für eine barrierefreie Haltestelle.“ Grundsätzlich positiv sieht Günter Schneiders die Maßnahme: „Die Entscheidung für eine barrierefreie Umgestaltung der Haltestellen an den bisherigen Standorten halte ich für wichtig und richtig! So sind die Fußgänger ganz nah bei den Geschäften und auch zum Marienplatz ist es nicht weit. Alles andere wäre ein Schildbürgerstreich.“
Karl Arden sieht in der Entscheidung Positives: „Dass die barrierefreie Haltestelle endlich kommt, ist gut, da viele ältere Menschen viel leichter wieder in die Bahn aus- und einsteigen können.“ Tobias Werner meint: „Ich hätte mich gefreut, wenn die Haltestelle an die Sparkasse verlegt worden wäre, da es dann bei mir vor dem Wohnhaus an der Kölner Straße möglicherweise nicht mehr so laut wäre. So brettern die Bahnen seit Jahren an meinem Haus vorbei und verursachen einen Höllenlärm.“
Paul Plückhahn findet „die Lösung nicht gut, aber offenbar hatten die Stadtwerke nur das geplant und waren schon im August 2015 festgefahren. Nur eine Variante des Haltestellenausbaus zu prüfen, war völlig unzureichend. Der Umgang der Stadtverwaltung mit den Fischelnern ist in dieser Frage nicht in Ordnung. Die Bezirksvertretung ist in allen Fragen entscheidungsberechtigt, die den Ortsteil direkt betreffen.“
Dass sie nicht vorab informiert wurden, kritisiert auch der Bürgervereinsvorsitzende Reiner Schütt. Wenn aber der Ausbau von Straßenbahnhaltestellen und die Sanierung der Kölner Straße aufgrund der Fördermittel in diesem Jahr beginnen muss, sei eine Entscheidung alternativlos gewesen. „Es gibt keine Haltestellenvariante ohne Haken und Ösen, und angesichts dessen ist der Standort Rewe/Rathaus die kleinste Kröte, die wir Fischelner schlucken müssen“. Völlig außer Acht geblieben sei bei der Diskussion, dass vor der Sparkasse nicht genügend Platz für eine Haltestelle sei. Die Krefelder seien ja bekannt für ihre „sagenhaften Fehlplanungen“, kommentierte ein Passant im Vorbeigehen.
„Das wichtigste ist doch, dass noch in diesem Jahr die Fahrbahn der Kölner Straße saniert wird. Die Diskussion um die Straßenbahn ist doch erst später dazugekommen. Das ist mir egal“, sagt Anwohner Rolf Ruland. Heinz Michels sieht das ebenso. „Die sollen alles andere so lassen wie es ist.“
Für Manfred Adam, den stellvertretenden Vorsitzenden des Bürgervereins, ist „der Drops gelutscht“. Auch wenn die Haltestelle vor Rewe die Hafels-Parkplatzzufahrt und ein Abbiegen zum Marienplatz erschwere: Ohne die Infoveranstaltung von Bürgerverein und Werbering und die massiven Bürgerproteste sei das Linksabbiegen von Kölner in die Hafelsstraße künftig gar nicht möglich gewesen. „Es lohnt sich also, sich einzubringen“, sagt Adam. Dass die Bezirksvertretung nicht mehr informiert worden sei, empfindet er als Affront. „So viel zu OB Meyers Aussage, die Fischelner würden bestimmen, was in Fischeln passiert.“
Unzufrieden mit der Entscheidung ist Robert Reichling (Werbering Fischeln). „Die Diskussion um Für und Wider hat nicht stattgefunden. Fakt ist: Man schafft mit der barrierefreien Haltestelle vor Rewe neue Barrieren.“ Höchst kompliziert und durchs Wohngebiet müssten Verkehrsteilnehmer die Haltestelle umfahren. „Und die Gestaltung der Haltestelle Clemensstraße und des Dorfplatzes ist nicht gelöst.“