Stadtgeschichte Im Boden steckt viel Geschichte

Forstwald. · Mit den Denkmälern im Forstwald beschäftigt sich Helmut Sallmann in der zweiten Auflage seines Buches.

Im Forstwald können spannende Spaziergänge unternommen werden. Wer genau hinschaut, kann Spuren der Geschichte dieser historischen Kulturlandschaft im Boden entdecken.

Foto: Jochmann, Dirk (dj)

. Wer mit wachem Blick durch den Krefelder Forstwald spaziert, der kann unzählige Spuren der Geschichte im Boden entdecken. Hier ein lang gestreckter Hügel, auf dem Bäume wachsen. Dort ein abgeflachter Graben. Und auch eine merkwürdige Aneinanderreihung von flachen Wällen gehört an einer Stelle zum Landschaftsbild. Dies alles sind sogenannte Bodendenkmäler, die an unterschiedliche Epochen und unterschiedliche Nutzungen erinnern. Niemand weiß mehr darüber als Helmut Sallmann, der sich schon seit vielen Jahren für den Erhalt und die Pflege dieser einzigartigen Landschaft einsetzt.

Gerade ist die zweite erweiterte Auflage des Buches „Die historische Kulturlandschaft Forstwald mit ihren Bodendenkmälern“ erschienen. Die erste Auflage hatte der 1938 in Krefeld geborene Autor 2015 veröffentlicht. „Seitdem hat sich einiges getan“, sagt Sallmann: Der Landschaftsverband Rheinland (LVR) hat sieben Bodenstrukturen des Areals als Denkmäler bestätigt und der Stadt Krefeld zum Eintrag in die Denkmalliste übergeben.

Die Landwehr ist das
wichtigste Bodendenkmal

Das älteste und wohl wichtigste Bodendenkmal ist die Landwehr. Dieses kilometerlange System aus Wällen und Gräben trennte einst die Herrschaftsgebiete des Herzogtums Kleve und des Kurfürstentums Köln. Ausgehoben worden war sie um 1350, an zwei Stellen (Hückelsmay und Stock) gab es Durchgänge mit Schlagbäumen.

Dass die Landwehr in Krefeld bis heute erhalten blieb, ist Gerhard Schumacher zu verdanken. Der Kaufmann erwarb 1820 das landwirtschaftlich genutzte Areal in der „Antonis Heide“, um daraus einen Forst zu machen. Er ließ Bäume anpflanzen und das heutige Forsthaus als Jagd- und Wohnhaus errichten. Beheimatet war die Familie auf Gut Groß-Lind, das heute auf Tönisvorster Stadtgebiet liegt.

Doch nicht nur Spuren der Landwehr sind im Forstwald zu finden. Wie Helmut Sallmann in seinem Buch ausführt, ist auch ein 90 Meter langer, abgewinkelter Graben erhalten. Es handelt sich hier um eine französische Schanze – möglicherweise aus der Zeit der Schlacht an der Hückelsmay im Siebenjährigen Krieg (1758) oder aus der französischen Besatzungszeit im Rheinland. Helmut Sallmann berichtet darüber auch in einem mehrseitigen Beitrag im aktuellen Krefelder Jahrbuch „Die Heimat“.

Auch Panzergräben und
Wölbäcker sind zu finden

Darin setzt sich der Autor dafür ein, die verschiedenen Bodendenkmäler durch einen Archäologischen Pfad miteinander zu verbinden. „Experten des Landschaftsverbandes waren schon vor Ort.“ Zu diesen Denkmälern gehören Entwässerungsgräben aus den 1830er Jahren sowie Panzersperren und Deckungsgräben aus dem Zweiten Weltkrieg. Nördlich der Landwehr liegen zudem zehn flache, 116 Meter lange und vier bis fünf Meter breite Wälle. Es handelt sich hier um sogenannte Wölbäcker, die seit dem Hochmittelalter bis ins 19. Jahrhundert eine gängige Form des Ackerbaus darstellte. Denn diese Flächen konnten auch bei starker Bodennässe genutzt werden.

Die Stadt Krefeld soll
sich stärker engagieren

Helmut Sallmann sieht die Fülle dieser historischen Zeugnisse „unter starkem Nutzungsdruck“: Die Stadt Krefeld komme ihr Erhaltungspflicht aus verschiedenen Gründen nicht nach, „sie müsste sich aber stärker engagieren“, fordert er. Gedankenlose Nutzungen (etwa durch Mountainbiker) führten zu Zerstörungen, eine Instandsetzung der Landwehr vor acht Jahren sei „verpufft“.

Hinzu kämen zunehmende Umweltbelastungen durch Eisernen Rhein, Autobahn 44, Luftverkehr und nahe Logistik-Zentren. „Die Absicht der Verwaltung, die historische Kulturlandschaft Forstwald in den Landschaftsplan einzubringen, sollte deshalb zeitnah umgesetzt werden“, sagt Sallmann. Dies diene der Stärkung dieses Areals mit seiner „bedeutenden Naherholungsfunktion“ für den Krefelder Westen sowie die Städte Willich und Tönisvorst.