Geschichte eines Männergesangsvereins: 72 Taler für das erste Konzert

Der Hülser Verein feiert am 8. November in der Konventskirche sein 170-jähriges Bestehen.

Foto: privat

Krefeld. Die Geschichte des Männergesangvereins Hüls beginnt am 25. Februar 1844 in der Gaststätte „Zur Post“. 16 junge Männer gründen an dem Abend den inzwischen 170 Jahre alten Chor. „Es war der Drang nach reinem Männersingen, der die jungen Männer antrieb“, erklärt Kalli van Zadelhof. „Da spielten die Frauen eine untergeordnete Rolle, die haben sich natürlich nicht mit an den Stammtisch gesetzt und einen Damen-Kegelclub gab es auch nicht“, sagt van Zadelhof.

Erinnerungsaufnahmen des Chores: Hier sind die Mitglieder beim 50-jährigen Bestehen zu sehen.

In den 170 Jahren gab es auch mal Überlegung, einen gemischten Chor aus dem Männergesangverein zu machen. „Natürlich fehlen uns gerade die hohen Stimmen, aber einen gemischten Chor wollen die Mitglieder nicht. Wir wollen bei dem Männergesangverein bleiben“, berichtet van Zandelhof.

Die die Feier zum 100-jährigen Bestehen.

Damit bleiben sie der Idee der 16 Gründer treu. Diese kamen dadurch, dass Dupont die musikalische Leitung des Chors übernahm, richtig ans Singen. Er war es auch, der den jungen Verein durch Schulung aufblühen ließ und auch nach seiner sechsjährigen Tätigkeit dem Verein als Ehrendirigent bis zu seinem Tode im Jahre 1898 erhalten blieb.

Im Jahre 1850 übernahm Fervers die Leitung des Vereins. Er wagte mit dem jungen Chor im Jahre 1852 den ersten öffentlichen Auftritt. Das Wohltätigkeitskonzert brachte den Sängern 72 Taler. Seit dieser Zeit fanden nun regelmäßig Konzerte statt, da die Nachfrage da war. Die Blütezeit aber kam vier Jahre später, als Fervers die musikalische Leitung an Jakob Meyer abgab. Im Jahre 1858 nahm der Chor am großen Gesangfest in Neuss teil. Bereits vier Jahre später veranstaltete der Verein im Saale Horsten sein erstes eigenes großes Gesangfest.

Im Laufe der Jahre wechselten die Chorleiter und mit ihnen die Auftritte und Wettstreite. Im Jahre 1894 feierte man das 50-jährige Bestehen mit einem Sängerwettstreit unter der Leitung von Herrmann Kleintitschen. 21 auswärtige Vereine nahmen daran teil. „Dieses Fest ging in die Vereinsgeschichte ein“, erzählt van Zandelhof.

Jäh unterbrochen wurden die gesanglichen Aktivitäten durch den Ausbruch des 1. Weltkrieges im August 1914. Nach dem Ende des Krieges konnten die Proben im Jahre 1919 unter Musikdirektor Müller (die Vornamen von Müller, Dupont und Fervers sind leider nicht mehr bekannt) wieder aufgenommen werden. „In den Folgejahren entwickelte sich der Chor zu einem Meisterchor. Viele Wettstreite, Konzerte und Leistungssingen konnte der Verein gewinnen.“ Die erfolgreiche Zeit wurde durch den Ausbruch des 2. Weltkrieges am 1. September 1939 unterbrochen. Nach Beendigung des Kriegs 1945 wurde der Vorsitzenden Willi Dohr gebeten, den Verein neu auszurichten.

Als erstes verpflichtete er den Musikdirektor Paul Katz, der den Chor wieder in die Erfolgsspur brachte. Durch den 2. Weltkrieg war es nicht möglich, das 100-jährige Bestehen zu feiern. Das wurde aber zwei Jahre später, am 5. Oktober 1946, im Saal Lorenzen mit einem Konzert nachgeholt.

Im Mai 1957 erhielt der Verein von dem damaligen Bundespräsidenten Theodor Heuss die Zelterplakette. Diese wurde als Anerkennung zum 100-jährigen Bestehen eines Chores verliehen.

Im Jahre 1969 übernahm der Hülser Werner Schommer die musikalischen Leitung des Vereins. Zum 150-jährigen Bestehen veranstaltete der Verein im Seidenweberhaus ein Jubiläumskonzert, gemeinsam mit den Niederrheinischen Sinfonikern.

Im Jahre 2004 übergab Werner Schommer den Taktstock dann an die Musikpädagogin Jadwiga Hild. Seitdem gibt es doch weiblichen Einfluss bei dem Männerchor. Sie führt bis heute fort, was sich im Jahre 1844 die 16 jungen Männer vorgenommen hatten. „Auch da gab es Skeptiker, weil sie die erste Frau ist, die die muskalische Leitung übernahm, aber es läuft ganz hervorragend. Sie ist auch eine tolle Sopranistin, weshalb sie manchmal bei Konzerten die Soloparts übernimmt“, erklärt van Zandelhof.

Im Moment hat der Verein 30 Sänger. Sorgen um den Nachwuchs gibt es, auch wenn das jüngste Mitglied 22 Jahre alt ist. „Das ist der Sohn von unserem Vorsitzenden. Wir haben einen Altersdurchschnitt von 69,8. Die Jugend hat eben andere Interessen.“ Dennoch sei die Mitgliederanzahl des Vereins gut für einen reinen Männerchor. Und angefangen hat es schließlich mit nur 16 Sängern.