Hülser Berg: Die Heide wie vor 100 Jahren

Im Teamworkwurde dem Wald ein 7000 Quadratmeter großes Terrain abgerungen.

Krefeld. Auf dem Hülser Berg haben der Fachbereich Grünflächen und Naturschutzbund (Nabu) dem Wald rund 7000 Quadratmeter Heide abgerungen. Dabei haben straffällige Jugendliche geholfen. Mit der großen Lichtung unweit des Aussichtsturms wurde so ein Zustand wie vor mehr als 100 Jahren wieder hergestellt.

Und manche im Boden schlummernde Samen hatten nur darauf gewartet. So hat sich das Heidekraut Erika wieder an vielen Stellen breit gemacht. "Das Licht bietet den Keimreiz für die Samen", erläutert Theo Malschützky, der städtische Betreuer der Krefelder Naturschutzgebiete. Er weiß auch: "Man kann diese Fläche nicht alleine lassen, sonst setzen sich flugs wieder Bäume."

Sein Kollege Heino Thies ist deshalb froh, dass die Jugendgerichtshilfe jetzt regelmäßig mit straffällig geworden Jugendlichen anrückt. Günther Bolten von der Arbeiterwohlfahrt, die für die Jugendgerichtshilfe tätig ist, setzt Gruppen von acht bis zehn Jungen und Mädchen ab 14 bis 21 Jahre zu Rodung und Pflege ein. "Hier können sie sich austoben und sehen Erfolg", erklärt er das Konzept "Umweltschutz statt Knast". In diesem Jahr konnten sie sich auch von besonders vielen Zecken befreien.

Die Heidefläche soll noch größer werden, es ist noch viel zu tun. Viel Arbeit steckt schon hinter den bisherigen Ergebnissen. Bäume mussten gefällt werden, Waldboden wurde abgetragen, wilde Brombeeren wurden entfernt, kommen aber immer wieder. Fingerhut und Ginster nutzten das plötzliche Licht ebenso wie andere Pflanzen, Rehe und Vögel freuen sich über die Lichtung: "Wild sucht gerne sonnendurchflutete Flächen auf", sagt Malschützky.

Ganz früher war die rund 15000 Jahre alte Endmoräne des Hülser Bergs komplett bewaldet, mit Birken, Lerchen und Eichen. Dann brauchten die Menschen das Holz. In Meilern wurde es zu Kohle verglüht.

Vor 120 Jahren beschrieb Hermann Keussen in einem Buch über den Hülser Berg dessen Aussehen als "dünenartigen Höhenzug". Das Zitat hat Ernst Schraetz (76) vom Nabu gefunden, der die Entwicklung der Heide sorgsam beobachtet. Er hat auch schon Blindschleichen entdeckt und verweist auf die Überraschung der Entomologen, als sie Sandlaufkäfer fanden.

Der Wald wurde vor rund 100 Jahren planmäßig wieder angepflanzt, unter anderem von Johannes Junkers, der vor 125 Jahren den Krefelder Wanderbund gründete und den ersten Aussichtsturm errichtete. In städtischem Besitz ist der Berg erst seit 80 Jahren.