Neubaubgebiet Süd-West: „Das ist doch Dilettantismus“
Großer Andrang beim WZ-Mobil am Darderhof zum Thema Neubaugebiet.
Krefeld-Hüls. Erst kürzlich hat die Verwaltung drei "abgespeckte" Varianten für das Neubaugebiet Süd-West in Hüls erarbeitet (die WZ berichtete). Sie sollen nach den Sommerferien der Öffentlichkeit zur Diskussion vorgelegt werden. Mehrheitlich waren die Meinungen am WZ-Mobil gegen diese neuen Pläne. "Das ist doch Stümperei, Dilettantismus der Verwaltung", meint Hans Joachim Albrecht. Es müsse vor diesen Planungen erst ein Bevölkerungsentwicklungsplan für Krefeld erarbeitet werden, ehe weiter geplant werden könne. Danach könne ein fairer Planungs- und Architektenwettbewerb stattfinden.
Eine Frage taucht immer wieder in den Köpfen der Hülser auf: Woher sollen die neuen Bewohner denn kommen? "Kein einziger Düsseldorfer wird hier herziehen", sagt Sonja Toonen-Pesch. Den "Überschwappeffekt" bei einem Anwachsen der Bevölkerung in der Landeshauptstadt hält sie für unwahrscheinlich. "Die ziehen dann doch nach Osterrath oder Willich. Hierher gibt es doch keine richtigen Verkehrsverbindungen." Zudem werde in Hüls ohnehin viel gebaut, meint sie und verweist dabei auf die zahlreichen Neubauten an der Bruckerschen Straße. "Wir wollen hier kein neues Schicksbaum."
Julius Rolf bringt einen anderen Aspekt in die Diskussion: "Können wir es uns leisten, wertvollen Lößboden zu bebauen, der der beste und fruchtbarste hier in der Region ist", fragt er. Er habe zusammengetragen, welche anderen Flächen in Hüls (unter anderem Orbroich, Inrather Straße) für eine Bebauung in Frage kämen und kommt auf rund 18Hektar. Genau soviel wie jetzt in Süd-West im Gespräch sind.
"Ich bin ein Landei, das ist der Grund, warum ich hierher gezogen bin. Wenn ein neues Haus dazu kommt, ist das ok, da kann man sich ja dran gewöhnen. Aber ein ganzes Wohngebiet, da bekommen wir hier ja einen Kulturschock", wendet Horst Klaus ein.
Hans-Gerd Drießen und seine Frau Christel sind nur dann für Neubauten, wenn damit auch eine Verkehrsberuhigung der Tönisvorster Straße verbunden sei. "Schauen sie sich den Verkehr mal an, das wird immer mehr. Das ist schon fast wie auf der Autobahn."
Mehr Verkehr fände Tanja Overbeck, die mit Kinderwagen zum WZ-Mobil gekommen ist, ebenfalls schlecht. Aber sie sieht auch die Vorteile eines solchen Neubaus: "Wenn die Straße in diesem Zusammenhang besser befestigt würde und ich hier in Zukunft mit Kinderwagen über einen Bürgersteig nach Hause gehen könnte, wäre das schon gut."
Anwohnerin Lina Berner hat vor allem eine Sorge: "Ein Neubaugebiet auf der Rückseite des Darderhofs, bei den Pferdekuppeln, wäre nicht so schön. Dort haben wir unseren Garten und ich denke, dass wir dann einiges an Privatssphäre einbüßen müssten."
Anngrit Albrecht plädiert auch für Neubauten im Zentrum. "Die Innenstadt wird doch ansonsten immer leerer." Familie Gallas-Lindemann mit den Zwillingen Kaya und Moira sehen einem Neubau missmutig entgegen. "Die Pferdewiese wäre dann nicht mehr direkt an unserem Garten. Außerdem würde das kleine Wäldchen vor unserem Haus auch wegkommen und damit auch jede Menge Singvögel, die wir immer beobachten können." Vor allem das Konzept der Singlehäuser betrachten sie skeptisch. "Singles ziehen doch lieber in die Innenstadt, wo etwas los ist."
"Die Wohnstätte will aus dem ganzen Bau nur Profit schlagen", sagt Dieter Lickes. "Durch die neue Siedlung will die Wohnstätte mehr Steuergelder einnehmen", sagt Stefan Britz. "Wobei dies fraglich ist, denn durch Neubaussiedlungen kann man die Abwanderung in Großstädte wie Düsseldorf nicht verhindern."
Während in Hüls und Stadtmitte noch Wohnungen freistünden, baue man eine Siedlung für fast 300 nicht vorhandene Familien. Diesen Plan kommentiert Manfred Kunde mit einem Wort: "Überflüssig!". "Der Bedarf besteht nicht. In der Größenordnung schon gar nicht." Ein weiterer Punkt, den Kunde anmerkt, sei, dass dieses Gebiet ein Trinkwasserschutzgebiet sei und mit Verlegen einer Gasleitung gegen Richtlinien verstoßen würde.
Hans Bovender hat zuvor per E-Mail seine Meinung geäußert: "Was soll die Spinnerei mit dem Projekt 230.000 plus? Die Demographie sagt ganz klar: Einwohner werden weniger und da soll ausgerechnet dieses Provinznest Krefeld größer werden."