Anlieger leiden unter Infraschall

Ein Experte aus Aachen glaubt, dass Siempelkamp den „lautlosen Lärm“ an der Hülser Straße verursachen könnte.

Foto: Andreas Bischof

Krefeld. Karen Scheer und ihr Mann Karl-Heinz sind mit den Nerven am Ende. „Wir halten das einfach nicht mehr aus“, sagen sie. Nicht nur das Ehepaar, auch viele der Nachbarn im nördlichen Teil der Hülser Straße sind seit April vergangenen Jahres mit dem Phänomen des Infraschalls konfrontiert. Diese nicht hörbaren Schallwellen im Bereich von 16 Hertz verursachen laut Scheer bei Menschen unter anderem ein mysteriöses Kribbeln im Körper. Angst- und Unsicherheitsgefühle sind die Folgen.

„Alle möglichen Krankheitsfälle hat es in der Nachbarschaft in den vergangenen Monaten hier gegeben“, stellt Karen Scheer fest. Dass auch ein Herzinfarkt mit Todesfolge darauf zurückzuführen sei, könne nicht ausgeschlossen werden.

Die Scheers wohnen in einem Mehrfamilienhaus der Wohnstätte auf der Hülser Straße 599. Das Gebäude liegt genau gegenüber dem früheren Kapuzinerkloster. Dahinter befinden sich die großen Werkshallen des Unternehmens Siempelkamp. Das Ehepaar hat das Aachener Institut für Baubiologie Maes damit beauftragt, dort Messungen durchzuführen. 800 Euro hat es dafür aus der eigenen Kasse bezahlt. Die Untersuchung durch den Experten Dr. Manfred Mierau liefert Indizien, die auf Siempelkamp als Quelle hindeuten.

Mierau kommt zu dem Schluss: „Die wahrscheinlichste Erklärung für diese Befunde ist, dass von Geräten beziehungsweise Prozessen auf dem Gelände der Firma Siempelkamp Infraschallwellen der Frequenz 16 Hertz ausgehen.“ Erst in einer Entfernung von zwei Kilometern von den Wohnstätten-Häusern waren die Wellen nicht mehr dominierend nachzuweisen.

Stärker wurden sie in Richtung der Fabrikanlagen. Ursache, so Mierau, könnten Änderungen in der Produktion bei Siempelkamp seit April 2013 sein. Etwa „neue Geräte oder Arbeitsvorgänge — insbesondere Öfen, Heizanlagen, Be- und Entlüftungsanlagen, Ventilatoren, Kompressoren oder Pumpen.“

Dirk Leuchtenberg, Cheftechniker der Wohnstätte: „Wir haben uns intensiv mit eigenem Personal und Technik an der Suche nach den Ursachen beteiligt. Die Aachener Untersuchung kennen wir nicht. Wir haben erst über Veröffentlichungen davon erfahren und sind sehr an den Ergebnissen interessiert.“

Hartmut Meese, Leiter der Siempelkamp-Liegenschaften und Prokurist, erklärt, dass das Unternehmen die vorliegende Untersuchung noch analysieren müsse. „Wir sehen derzeit aber keinen Handlungsbedarf. Unsere internen Recherchen haben im fraglichen Zeitraum seit April 2013 keine Änderungen im Produktionsablauf ergeben.“ Zudem habe Siempelkamp den Dialog mit den Anliegern gesucht. Meese verweist darauf, dass auch andere Quellen im Inrath für eine Infraschallbelastung infrage kämen.