Spannende Reise durch Inraths Vergangenheit
Gottfried Elfes hat Gesamtschüler durch seinen Stadtteil geführt. Das Erlebte wird in einer Ausstellung zusammengefasst.
Krefeld. Wissen Sie, wo in der Hülser Straße mal ein Kino war? Oder welche Kirche „Inrather Dom“ genannt wird? Und wo Ende der 40er Jahre sich zum ersten Mal nach dem Krieg ein Karussell drehte? Das alles und noch viel mehr weiß der Krefelder Gottfried Elfes. Er verbrachte seine Kindheit und Jugend am Inrath und führte nun eine interessierte Schülergruppe durch den Bezirk. Damit verbunden ist eine Reise in die Kriegszeit.
So ist denn auch der Rahmen dieses erwanderten Teils Geschichte ein Zeitzeugenprojekt. Es wird von der VHS veranstaltet, vom Förderverein der VHS initiiert. Schüler der Gesamtschule Kaiserplatz erfahren aus erster Hand, wie es damals war.
Gottfried Elfes war schon mehrmals in der Schule und hat dort von seiner Kindheit berichtet. Er hat aufgeschrieben, woran er sich erinnert; und jede Einzelheit rief wieder eine andere Erinnerung hervor. Außerdem hat er sich mit älteren Freunden unterhalten.
Deren Lebenserfahrung hat noch einen anderen Bereich erschlossen. Zur Illustration hat Gottfried Elfes bei dem Spaziergang durch das Inrath auch eine Mappe mit Fotos aus dem Stadtarchiv dabei: So sah es damals hier aus, nach dem Bombenangriff 1943. Sechs Mädchen und vier Jungen aus der Oberstufe gehen mit ihm vom Moritzplatz aus los. Ein Foto zeigt die zerstörte Pauluskirche, die erst in den 50er Jahren wieder aufgebaut wurde.
„Das war die Garnisonskirche für die Husaren“, erklärt Elfes. Auch die Seidenwebereien an der Girmesgath (Verseidag) wurde bombardiert: Aus den Trümmern ragten die Schlote empor. Beklemmend wird es, als der Zeitzeuge, damals gerade drei alt, von der Flucht vor dem Feuer berichtet: Die Familie wohnte an der Inrather Straße 300 und flüchtete durch die Keller mehrerer Häuser und die Kleingärten. „Wir sind einfach nur in Richtung Bruch gerannt“, sagt Zeitzeuge Elfes.
Auch an einer Schule kommt die Gruppe vorbei: Gottfried Elfes besuchte die Volksschule 36, Inrather Straße. Ein weißer Strich teilte den Schulhof in zwei Bereiche. Rechts, mit eigenem Eingang, die evangelischen, links die katholischen Kinder. In der Pause durften sie nicht miteinander spielen.
Vis-à-vis steht an der Ecke Wilmendyk ein altes Haus, oft fälschlich Weberhäuschen genannt: „Das war eines der Arbeiterhäuser vom Bauer Kühnen“, weiss Gottfried Elfes, der mit den Kühnen-Jungs die Schulbank drückte. Elfes kann noch all die Bauernhöfe aufzählen, die hier standen, erinnert sich an die Schulspeisung, an frisch gemolkene Milch und an die zahlreichen Bäckereien, die es dort gab. Die Schüler werden nun weiter recherchieren und als Abschluss des Zeitzeugenprojektes eine Ausstellung machen.