Doku über den Canisiusplatz: 93 turbulente Jahre am Rande der Seidenstadt
WZ-Autor Egon Traxler hat die Geschichte des Canisiusplatzes dokumentiert.
Kempener Feld. Geschehnisse aus „93 turbulenten Jahren am Rande der Seidenstadt“ hat WZ-Mitarbeiter Egon Traxler in einer Dokumentation zur Geschichte des Canisiusplatzes zusammengetragen. Die historischen Skizzen aus dem Krefelder Westen wurden auf der jüngsten Jahreshauptversammlung des Bürgervereins Nord-West vorgestellt.
Ausgangspunkt für die ehrenamtliche Arbeit waren Anregungen aus den Diskussionsrunden um die Neugestaltung des Canisiusplatzes, nachdem dort wegen verschiedener Baumkrankheiten Anfang 2012 mehr als 70 der 85 Jahre alten Kastanien gefällt werden mussten.
Traxler wertet auf 24 Seiten über 80 Jahre alte Quellen wie die Festschrift zum 25-jährigen Bestehen der Pfarrgemeinde St. Anna im Jahr 1930 aus. Darin wird unter anderem die Entstehung des Kindergartens im Jahr 1930 geschildert. Dieser musste später der neuen Eishalle weichen und wurde zur Kempener Allee verlegt. Dort war er bis zum Jahr 2010 ein Teil des ehemaligen Belgier-Militärlagers.
Die Ansiedlung der belgischen Garnison datiert der Autor auf das Jahr 1919. Damals zogen rund 4000 belgische Besatzungssoldaten nach dem Versailler Waffenstillstandsvertrag in die Husarenkaserne an der heutigen Westparkstraße und in ein Barackenlager auf dem heutigen Canisiusplatz.
Zitiert werden in der Dokumentation auch Zeitzeugen aus dem Buch „22. Juni 1943, als Krefeld brannte“. Annelore Klöters (damals acht Jahre alt), Maria Wendel (damals 42) und Johann Gather (damals 22) schildern die fürchterlichen Stunden der Bombennacht vom 21. auf den 22. Juni 1943, als mehr als 700 alliierte Bomber die Stadt angriffen. Weil es in den ehemaligen Baracken keine Keller gab, gab es hier besonders viele Opfer.
Erinnert wird auf den 24 Seiten auch an die Hinrichtungen während der NS-Terrorherrschaft auf dem Schießstand im Hülser Bruch und an Exekutionen sowie Folter durch die SS in der Husaren-Kaserne.
Der Autor hat auch Bewohner der „ersten Stunde“ nach dem Krieg interviewt. Rudi und Annelies Pioch, beide Jahrgang 1932, stammen aus Pommern bzw. Niederschlesien. Sie wohnen seit 1951 in der Siedlung an der Canisiusstraße. Ergänzt wird der Text von historischen und aktuellen Fotos. BV-Vorsitzender Alfred Birmes wertete die Dokumentation als „ausgezeichnete Arbeit“. Sie wird für fünf Euro abgeben. Der Erlös aus dem Verkauf fließt auf ein Spendenkonto, von dem die Pflanzung neuer Bäume finanziert wird. Red
Die Broschüre kann per Mail bestellt werden unter