Flugkünstler sind Untermieter in Krefeld
Familie Franzke stellt Mehlschwalbenpärchen ihr Vordach zum Nestbau und Brüten zur Verfügung.
Krefeld-Schicksbaum. Bei Familie Franzke haben sich Schwalben eingenistet. Vor sechs Jahren war es nur ein Nest, inzwischen wohnen gleich sechs Mehlschwalbenpärchen unter dem vorstehenden Dach. Auch in den beiden Nachbarhäusern sind die Sommerboten geduldet.
Vor einer Woche haben die Schwalben ihre Nester wieder verlassen, nachdem sie ihre Brut großgezogen haben. Denn Schwalben sind Zugvögel, die den Winter in Afrika südlich der Sahara verbringen.
Die 20 Gramm leichten Vögel legen jährlich eine Zugstrecke bis zu 20000 Kilometer zurück, davon den 1000-Kilometer-Überflug von Mittelmeer und Sahara nonstop. Susen und Stefan Franzke sowie die Kinder Sven und Til freuen sich schon darauf, wenn die Flugkünstler im nächsten April zurückkehren und den Sommer ankündigen. Denn die Familie hat sich an die schnellen Untermieter gewöhnt, die ihr Domizil gerne wieder beziehen.
Damit der Vogelkot nicht den Vorgarten verschmutzt und die Blumen eingehen lässt, hat Stefan Franzke sogar ein durchgehendes Vordach aus Metall gebastelt und mit einer Folie ausgekleidet. So kann er die Hinterlassenschaft - und davon gibt es reichlich - einfach entsorgen. Als Dankeschön für diesen Beitrag zum Artenschutz haben Landespfleger Jochen Schages und Ludger Rothschuh vom Naturschutzbund Nabu der Familie eine Plakette mit der Aufschrift "Schwalbenfreundliches Haus" überreicht, die neben der Haustür ihren Platz findet.
"Schwalben bringen Glück", werben die Naturschützer und Franzke sagt lachend: "Stimmt, wir haben ein schönes Haus und zwei gesunde Kinder". Die landesweite Nabu-Aktion zum Artenschutz der Schwalben war erfolgreich. "Insgesamt können wir 400 Plaketten verleihen", sagt NRW-Nabu-Pressesprecherin Birgit Königs.
In Krefeld wurden speziell in den Ortsteilen am Stadtrand 160 Schwalbennester an rund 30 verschiedenen Stellen beobachtet, unter anderem in Hüls, Benrad, Traar, Verberg, Gellep-Stratum, Linn und Fischeln. In den meisten Nestern wurde auch gebrütet.
"Wir sind froh, dass so viele Krefelder Familien mitgemacht haben und die Schwalben nicht nur dulden, sondern oftmals durch Nisthilfen und Lehmpfützen unterstützen, denn Lehm ist das natürliche Baumaterial der Tiere", so die Naturschützer.
Solche Hilfen benötigen auch die Rauchschwalben, die in Ställen, Schuppen, Garagen oder Carports nisten. Das Entfernender Nester ist übrigens verboten.