Helden an der Häkelnadel
Die Hubschrauberpiloten Tim Pittelkow und Carsten Krämer haben den Lindenschüler den Umgang mit dem Faden näher gebracht.
Krefeld. Konzentriert ziehen die Kinder der Klasse 4a der Lindenschule den Faden mit der Häkelnadel durch die Schlaufe. Bei Melissa klappt das schon ganz gut, sie besucht die Textil-AG der Schule und ist quasi längst ein Profi. Weniger flüssig von der Hand geht das Maschenaufnehmen den Klassenkameraden. Häkeln ist eben doch eine recht verzwickte Angelegenheit. Aber der Ehrgeiz ist da und schließlich gibt es heldenhafte Hilfe: von den Hubschrauberpolizisten Tim Pittelkow und Carsten Krämer von der Fliegerstaffel Nordrhein-Westfalen.
In ihrer Freizeit häkeln die beiden Polizisten trendige Mützen und verkaufen diese unter dem Label „Haekelhelden“. Fünf Euro des Erlöses jeder Mütze spenden sie dem gemeinnützigen Verein Weißer Ring, der Kriminalitätsopfer unterstützt. Um auch Kindern das Handarbeiten näher zu bringen, sind sie in die Lindenschule gekommen. Es ist der erste Vortrag, den die Männer an einer Schule halten.
„Wir haben am Vortag mit den Kindern über Helden gesprochen“, sagt Klassenlehrerin Dimka Döhler. Unter diesem Aspekt hatten die Schüler auch ein Wandbild entworfen, auf dem in großen Buchstaben natürlich auch das Wort „Polizei“ geschrieben stand. „Parallel zu unserer Unterrichtseinheit über Helden haben wir am Vortag den Kindern auch noch das Fingerhäkeln nahe gebracht“, erklärt Döhler. Ihr kam es darauf an, den Schülern aufzuzeigen, dass auch so tapfere Männer wie die beiden Hubschrauberpolizisten in ihrer Freizeit ganz andere, vom Rollenverständnis des Helden abweichende, Hobbys haben können.
Und die Kinder sind tatsächlich überrascht, dass Hubschrauberpolizisten in ihrer Freizeit zur Nadel greifen. „Es war erst schon ein wenig komisch, dass sie Hubschrauberpiloten sind und dann auch noch häkeln“, sagt Christopher, der sich zusammen mit seinen Mitschülern an 20 Schlaufen ausprobiert, um eine Fläche zu häkeln, aus der die Kinder später selbst eine Mütze herstellen können. Doch Pittelkow und Krämer konnten auch Christopher überzeugen, dass Handarbeiten Spaß machen kann.
Schließlich haben die Piloten in der Klasse mit eindrucksvollen Bildern von Polizeihubschraubern im Einsatz belegt, dass sie echte Helden sind. Und denen eifert man gerne nach — auch an der Häkelnadel. Jedenfalls wurde die Pausenglocke von den Schülern in diesem speziellen Falle einfach einmal überhört.
„Ich habe mich irgendwann ans Häkeln gemacht, weil die Mützen, die ich kaufen wollte, einfach nicht die richtige Form besaßen“, erzählt Tim Pittelkow anschließend den Kindern. Nach langem Studium entstand die erste selbstgehäkelte Mütze. „Zudem wollte ich mich ehrenamtlich engagieren und habe dann einfach gesagt, dass fünf Euro pro verkaufter Mütze an die Organisation Weißer Ring gehen“, ergänzt der Hubschrauberpilot. Wenig später ist dann auch Kollege Carsten Krämer auf das Hobby aufmerksam geworden.
Bis heute haben die beiden „Häkelhelden“ bereits bis zu 300 Mützen verkauft. In der Klasse 4a sind die beiden Hubschrauberpolizisten so oder so zu ganz persönlichen Helden geworden, die den Kindern einen unvergesslichen Schultag beschert haben.