Immer da, wenn sie gebraucht werden
Seit 50 Jahren arbeiten Karl und Heinz Schiffhorst ehrenamtlich bei der Hilfsorganisation mit.
Lindental. Durch ihre Adern fließt soziales Blut. Zahlreiche Fotoalben, prall gefüllt mit Erinnerungen an Hilfsaktionen und Katastrophenschutz-Einsätze, stehen in den Regalen der Zwillingsbrüder Karl und Heinz Schiffhorst. Helfen ist für die beiden eine Selbstverständlichkeit. Die 67-Jährigen blicken nun schon auf 50 Jahre Engagement für die Malteser zurück - und das viele Jahrzehnte ehrenamtlich neben dem Beruf.
Das ist nicht immer angenehm. Schattenseiten der Reisen in hilfsbedürftige Länder sind Armut, Elend, Gewalt und Rückschläge. "Ich habe schlimme Dinge erlebt. Davon träume ich jetzt noch", sagt Karl Schiffhorst. "Auf einer der Reisen nach Rumänien haben wir zufällig dieses Heim entdeckt. Da lagen Kinder nackt im eigenen Kot und Urin auf mit Plastik bespannten Sprungfederrahmen ohne Matratzen", erzählt er. "Da mussten wir doch was machen." Er und sein Team zwackten einen Teil ihrer Ladung ab und kleideten Kinder sowie Personal neu ein und sorgten für vernünftige Betten.
KarlSchiffhorst über einen Auslandseinsatz in Ruanda
Die Brüder sind Meister der Improvisation. "Wichtig ist, dass man sich nicht abschrecken lässt, wenn der Plan nicht aufgeht", sagt Karl. Sein Bruder pflichtet ihm bei: "Man sollte sich immer einen zweiten Weg aufbauen." Auch er unterstützte Hilfsaktionen der Malteser im Ausland. Besonders berührte ihn die Situation im vom Bürgerkrieg und Völkermord gebeutelte Ruanda. "Zweimal war ich dort, jeweils für einen Monat. Unsere Aufgabe war es, Flüchtlingslager mit Trinkwasser zu versorgen", erzählt Heinz. Da geht es nicht nur darum, zu helfen, sondern auch sich selbst zu schützen, sagt Karl Schiffhorst. "Menschen, die nichts zu essen haben, werden rabiat. Hohe Mauern und Stacheldraht reichen oft nicht. Polizeischutz steht manches Mal auf der Tagesordnung", erzählt Heinz.
"Auf die Dusche" freuen sich die beiden am meisten nach einem Auslandsaufenthalt "und auf richtige Hausmannskost", kommt es wie aus einem Mund. Trotz allen Strapazen hängt ihr Herz aber immer noch an der Krefelder Gruppe, bei der sie Gründungsmitglieder sind.
In Krefeld geben die Brüder Erste-Hilfe Kurse und stehen in allen möglichen Angelegenheiten zur Verfügung, sei es im Behinderten-Fahrdienst oder bei überfluteten Kellerräumen. Der starke Zusammenhalt unter den Mitgliedern fasziniert sie jeden Tag aufs Neue. Unter ihnen fühlen sie sich zu Hause. "Die Malteser sind eine große Familie", sagt Karl. "Ob Ehrenamt, Hauptamt, Blaublüter oder Otto-Normal-Verbraucher, alle fassen gleichermaßen mit an."
Dass sie dabei nicht immer im Rampenlicht stehen, ist ihnen sogar ganz recht. "Wir sind nicht diejenigen, die ein Bundesverdienstkreuz bekommen, weil sie eine Spende abgetreten haben", sagt Heinz Schiffhorst. Die beiden gehören zu denen, die sich die Finger schmutzig machen und dafür sorgen, dass den Spenden Taten folgen. "Das Ehrenamt blüht im Verborgenen", sagt Karl Schiffhorst. Für beide gilt: Es ist die Dankbarkeit in den Augen der Betroffenen, die sie immer wieder motiviert, sei es nun hier in Krefeld oder irgendwo auf der Welt. Dennoch ist es schwierig, Nachwuchs zu rekrutieren. "Was kriege ich dafür?" ist immer die erste Frage.
Da sich die ehrenamtliche Tätigkeit neben dem Beruf abspielt, nach Feierabend und anstelle eines Urlaubs, bleibt kaum Freizeit. "Da muss die Familie mitspielen, anders geht das nicht", sagen die Zwillingsbrüder. Die beiden haben Glück. Karl Schiffhorst ist seit 43 Jahren mit seiner Frau verheiratet und seine beiden Töchter, heute 31 und 34 Jahre alt, engagieren sich ebenfalls ehrenamtlich bei den Maltesern. Heinz blickt auf 44 Jahre verständnisvoller Ehe mit einer ebenfalls viel beschäftigten Frau zurück.