Siedlung Lindental soll Charakter bewahren

Die neue Erhaltungssatzung soll Veränderungen an Häusern und Gärten verhindern.

Krefeld. Am 14. Oktober wird es amtlich und rechtskräftig: Das Aussehen der Siedlung Lindental wird durch die so genannte Erhaltungssatzung festgeschrieben und ihr — soweit noch vorhandenes — historisches Bild bewahrt. Die Vorgaben der Erhaltungssatzung regeln nur das äußere Erscheinungsbild der Häuser aus den 1930er Jahren und die Einfriedung der Grundstücke.

Die Siedlergemeinschaft Edelstahl und der Bürgerverein haben sich seit Frühjahr 2009 offiziell um die Erhaltung des alten Straßenbilds bemüht. Ideen wurden vorgestellt, teils heiß diskutiert. Im vergangenen April wurden die überarbeiteten Vorschläge in einer Bürgerversammlung vorgestellt, und am 22. September beschloss der Rat der Stadt Krefeld ohne Gegenstimmen die Ratsvorlagen.

„Ab dem 14. Oktober muss manches nun auch extra genehmigt werden, was bislang noch genehmigungsfrei war“, erklärt der Stadtplaner Sebastian Runge, aus dessen Feder die Details der Erhaltungssatzung stammen.

„Dazu gehören Änderungen bei der äußeren Gestaltung der Häuser, wie zum Beispiel an Fenstern und Türen, Anstrich, Verputz oder Verblendung oder auch Solaranlagen.“ Dabei war es der Wunsch der Politik, dem Bürger und der Verwaltung genaue Regeln vorzugeben, die in so genannten „Arbeitshilfen“ aufgelistet sind.

Die Bewahrung des alten Siedlungscharakters ist ein Wunsch vieler Bewohner, wie es Utz Schinkels formuliert: „Bild-Erhaltung ja, das ist absolut richtig! Nur kommt es viel zu spät!“ Er stört sich auch „kolossal daran, dass Dinge festgeschrieben werden, die viel zu kleinkariert sind. Keine Gaube zur Straße ist Quatsch. Das haben viele schon gemacht, und das künftig zu verbieten, ist Unfug.“

Das Gerechtigkeitsempfinden mag löblich sein, aber innerhalb von Jahrzehnten könnten sich Bedingungen und Ansichten schon einmal ändern, halten dem Befürworter entgegen. Manches der kleinen eingeschossigen Backsteinhäuser werde durch große Dachgauben mit zwei oder sogar drei Fenstern fast „erdrückt“.

Ein heiß diskutiertes Thema sind auch die Hecken, die nun als Einfriedung für die Grundstücke vorgeschrieben werden. Sie gehören zum unverkennbaren Markenzeichen der Straßen. Die bislang nur wenigen Fälle, in denen sie ganz herausgerissen und durch transparente Metallzäune oder Holzflechtwände ersetzt wurden, wirken wie „Löcher“.

Die Gestaltung eines „Vorgartens“ — ohne Hecke — nur aus Bodenplatten und Kiesmulde kann beim Betrachter schon mal den Eindruck erwecken, als wäre hier ein Himmelskörper eingeschlagen. Kritiker dieser aus der Reihe fallenden Gartenbegrenzungen, die zu den jüngsten Veränderungen gehören, sagen, dass die Erhaltungssatzung dennoch nicht zu spät kommt.

Diese wenigen Breschen in den Heckenfluchten entlang der Straßen würden wohl erst einmal bleiben, doch neue dürften nicht mehr hinzukommen — davor bewahrt jetzt die Erhaltungssatzung. Lindental wird Lindental bleiben können.