Lehmheide: Abgespecktes Programm im Canapee
Im Januar war der Jugendtreff an der Ispelsstraße geschlossen. Jetzt ist Rumhängen für die Kinder verboten.
Lehmheide. Im Kinder- und Jugendzentrum Canapee an der Ispelsstraße 67a herrscht Ausnahmezustand. Am 22. Januar hatte Zentrumsleiter Achim Frangen die Tür abgeschlossen - für fünf Wochen. Seit Ende Februar ist der Jugendtreff wieder geöffnet. Allerdings nur noch mit einem stark eingeschränkten Programm. Der Grund: Personalmangel.
Im Sommer 2009 hatte der Treff einen starken Zulauf an Kindern und Jugendlichen. Zwischen 50 und 70 Besucher kamen täglich. Warum, kann sich Achim Frangen nicht erklären. "Fakt ist, dass dieser Andrang mit der einen Vollzeitsstelle, die für das Zentrum eingeplant ist, nicht zu bewältigen war. Unsere Arbeit war nur noch Schadensbegrenzung", sagt der Leiter.
Unterschiedliche Cliquen sind sich im Jugendtreff begegnet, Welten sind aufeinandergeprallt. Verbale und körperliche Auseinandersetzungen waren an der Tagesordnung. Der traurige Höhepunkt kam kurz nach Neujahr, als im Canapee die Silvesterknaller flogen. "Da wurde mir klar, dass ich auch nicht mehr ausreichend für die Sicherheit der Kinder sorgen kann", sagt Frangen.
Träger des Zentrums ist die Gemeinde St. Martin (jetzt Maria Frieden). "Wir bekommen aber Zuschüsse von der Stadt", sagt Frangen. Dennoch kann damit nur eine Vollzeitstelle, die sich Frangen mit einer Kollegin teilt, finanziert werden. "Laut Jugendamt und Stadt ist eine Aufstockung der Finanzen nicht geplant", sagt der Leiter.
Seit 16 Jahren ist der Sozialpädagoge im Canapee tätig. Das Programm, mit dem er jetzt Jugendarbeit leisten soll, ist für ihn inakzeptabel. "Wir können die Jugendlichen nur noch zu bestimmten Zeiten und Aktionen wie Kochen am Mittwoch oder Fitnesstraining am Donnerstag empfangen", erklärt der 44-Jährige.
Einfach "abhängen" und entspannen gibt es für die vier bis 20 Jahre alten Besucher also nicht mehr. Das mache seine Arbeit aber eigentlich aus, sagt Frangen. "In diesem offenen Treff konnten wir uns ungezwungen mit den Jugendlichen unterhalten, hatten ein offenes Ohr für deren Probleme." Und das, was die Jugendlichen manchmal auf dem Herzen haben, sei nicht zu unterschätzen. Manchmal musste auf seine Initiative hin das Jugendamt eingreifen.
Die Stadt sieht das etwas anders: "Der zwischen dem Jugendamt und dem Träger vereinbarte Bildungsauftrag lässt sich in dieser projektbezogenen Form sehr wohl verwirklichen", sagt Angelika Peters vom Presseamt. Schon vor der Vereinbarung sei die Arbeit teilweise projektbezogen durchgeführt worden. Dies widerspreche nicht dem Ziel der offenen Jugendarbeit. "Einen Zusammenhang mit der personellen Ausstattung gibt es insofern nicht", sagt Peters.
Bis Sommer soll das neue Programm getestet und modifiziert werden. "Dabei wäre uns mit einer weiteren halben Stelle geholfen", sagt Frangen.