Martin Brendle - vom Flusspionier zum Politiker

Der Krefelder war zehn Jahre Bezirksvorsteher. Jetzt hört der 73-Jährige auf. Das Amt könnte in der Familie bleiben.

Foto: Andreas Bischof

Krefeld. Der Kapitän geht von Bord. Der frühere Hobby-Segler Martin Brendle sagt dem Rat und der Bezirksvertretung Süd Ade. „Heute kreuze ich mit Wohnmobil und Frau durch Europa. Dafür haben wir künftig noch mehr Zeit“, sagt Brendle.

35 Jahre hat Brendle in der Bezirksvertretung für die SPD Basispolitik gemacht: zehn Jahre als Vize und die vergangenen zehn Jahre als Vorsitzender des Gremiums.

Stolz ist der gewichtige Kommunalpolitiker, dass er bei der letzten Wahl zum Vorsitz 14 der insgesamt 15 Bezirksvertreter hinter sich bringen konnte. Mit sechs Mitgliedern ist die SPD bisher auch stärkste Fraktion bei den Sitzungen in der Fabrik Heeder.

Der gelernte Kfz-Mechaniker, der im späteren Leben Gebietsverkaufsleiter mehrerer großer Marken war, hat bewegte 73 Lebensjahre hinter sich. 1940 nahe Belgrad in Serbien im damaligen Jugoslawien geboren, hat er slowakische, ungarische und jüdische Vorfahren.

Mit 15 Jahren wandert Brendle mit seiner Familie nach Krefeld aus. Der Autodidakt lernt deutsch Lesen, Schreiben und Sprechen. 1961 wird er Bürger der Bundesrepublik Deutschland, erhält im selben Jahr die Einberufung zur Bundeswehr und landet — während der Kubakrise — für zwei Jahre bei den Flusspionieren in Linn. Seit dem Jahr 1965 ist er Mitglied der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands.

„Nicht der Weg ist wichtig, sondern das Ziel“, ist sein Motto. Er begibt sich damit in einen philosophischen Streit mit Konfuzius, Ferdinand Lassalle und Kafka, die das Umgekehrte behauptet haben. Brendle erklärt seine Position so: „Früher habe ich stark polarisiert, bis ich gelernt habe, den Konsens zu suchen. Politik ist eben Geben und Nehmen.“ Das Ziel sei für ihn, so der Hobbykoch und Weinkenner, den politischen Gegner zu überzeugen — „und mitzunehmen, um so das Beste zu erreichen.“

Erreicht hat er viel, wenn er am Ende seiner politischen Laufbahn bilanziert: Der Schmuddelbezirk hat mit dem Handlungskonzept Süd sein Image verändert.

Projekte wie Heeder 2, der Platz der Wiedervereinigung, der Südbahnhof, der Ausbau der Gladbacher Straße, die Rettung der Regenbogenschule, der neue Lutherplatz, das Helios-Klinikum, die Sanierung von zwei Spielplätzen, die Neupflanzung von über hundert Bäumen in seinem Bezirk sind realisierte Projekte, auf die er stolz zurückblicken kann. Aber auch vor den Niederlagen verschließt Brendle nicht die Augen; etwa die Diskussionen um den Straßenstrich an der Neuen Ritterstraße. In der Forderung der Bezirksvertretung nach Ausweitung des Sperrbezirks sieht der 73-Jährige, „nur eine Verdrängung des Problems in andere Stadtteile“. Bitter stößt ihm auch die verhinderte Ansiedlung eines Einkaufs-, Büro- und Wohnkomplexes an der Südseite des Hauptbahnhofs auf. Der nah gelegene Supermarkt an der Kochstraße, hinter dem der Fischelner Investor Josef Krings stehe, habe dies verhindert.

Für seine Nachfolger sieht er noch viele offene Fragen und Probleme im Bezirk. Dass die Nachfolge erneut den Namen Brendle (-Vierke) tragen könnte, ist nicht überraschend. „Wenn die Wahl das bestätigt, ist meine Frau Gisela die Richtige“, sagt Martin Brendle und lächelt. Sie bringe lange Jahre der Erfahrung in der Bezirksvertretung mit und habe dort den nötigen Rückhalt. „Und meinen Rat und meine Unterstützung hat sie selbstverständlich.“