WZ-Mobil am Straßenstrich: "Das ist falsch, was hier passiert"

Krefeld. Der Straßenstrich in dem Gebiet um die Ritterstraße, Neue Ritterstraße und Dießemer Bruch ist nur noch von 22 bis 6 Uhr erlaubt. Die Bezirksregierung ist damit nur bedingt dem Wunsch von Rat und Anwohnern gefolgt.

WZ-Mobil am Straßenstrich: "Das ist falsch, was hier passiert"
Foto: Andreas Bischof

Die wünschen sich ein vollständiges Verbot.

Für Manfred Heigenfeld vom Bürgerverein Dießem kann die jetzige Einschränkung nur ein Übergang sein. „Die Fäkalien und der Schmutz werden deshalb doch nicht weniger.“ Der große Wurf wäre die Verschärfung des Prostitutionsgesetzes.

„Das ist falsch, was hier passiert, das ist doch unsere Hauptstraße“, sagt Coskun Karaca, der als Moslem schon seines Glaubens wegen von dem Treiben entsetzt ist.

Ursula Ewald hat auf die Situation reagiert. Als regelmäßiger K-Bahn-Fahrgast parkt sie ihren Wagen nicht mehr auf der Park & Ride-Fläche, sondern lässt sich von ihrem Mann abholen.

Das Ehepaar Manfred und Kerstin Stenzel schlägt vor, den Straßenstrich ins Gewerbegebiet zu verlegen. „Haben Prostituierte mehr Rechte als Kinder?“, fragen sie sich. Doch auch das Verhalten von Freiern ist für sie nicht hinnehmbar. Sie sorgen sich um ihre 19-jährige Tochter, die gemeinsam mit ihrer Mutter an der Bushaltestelle taxiert werde.

Horst Welter, Kleingärtner, beschwert sich über den Dreck in seiner Anlage. Genau wie Edith Junk, ebenfalls Kleingärtnerin: „Ständig liegen Kondome und Feuchttücher herum. Die sollten das ordentlich entsorgen. Aber eigentlich habe ich nix gegen den Straßenstrich.“

Birgit Rothaupt hingegen möchte, dass Straßenprostitution verboten wird: „Ansonsten bin ich aber nicht gegen Prostitution.“

Klaus Janssen sagt: „Das ist kein schönes Wohnen hier, schon wegen des Schmutzes und des Lärms. Besucher beschweren sich auch.“

Volker Sandig plädiert dafür, das Prostitutionsgesetz zu ändern: „Straßenprostitution sollte komplett verboten werden.“

Jochen Wagner hingegen ist nicht für die Abschaffung der Prostitution im Allgemeinen, wohl aber für die Abschaffung der Straßenprostitution im Besonderen: „So wie eine offene Drogenszene entbehrlich ist, ist auch Straßenprostitution entbehrlich.“
Das findet auch Kai-Dirk Streitmann: „Dadurch wird das Kindes- und Jugendwohl gefährdet.“

Waltraud Pawendenat hingegen fordert, dass Straßenprostitution zumindest aus Wohn- und Mischgebieten verbannt wird: „Das sollte nur in abgeschiedenen Bereichen stattfinden.“

Carola Koch könnte sich vorstellen, dass die sogenannten Verrichtungsboxen eine Lösung wären. Der derzeitige Zustand sei jedenfalls untragbar, da die Prostituierten die Freier teilweise auf ihrem Firmengelände bedienen würden: „Und dann liegen da überall die Kondome ’rum.“ Darüber gebe es verständlicherweise Beschwerden: „Unsere Mieter drohen mit Kündigung und unseren Kunden kann man das auch nur sehr schwer erklären.“

Ähnliche Erfahrungen hat Petra Neumann gemacht: „Auf unserem Parkplatz liegen auch ständig gebrauchte Kondome. Und das kann man echt keinem Mitarbeiter zumuten, die zu entfernen.“

„Das Gesetz funktioniert nicht, es muss geändert werden“, findet Erwin Kaltenbacher. Gemeinsam mit anderen setzt er sich gegen Zwangsprostitution und Menschenhandel ein.

Da ist auch Violeta Altenschmidt gegen. 20 Jahre lang hat sie selbst in dem Gewerbe gearbeitet, heute ist sie Leiterin von Marija Magdalena, einer Selbsthilfegruppe von Sexarbeiterinnen. Sie ist für ein Mindestalter von 21 Jahren für Prostituierte. Aber eins ist für sie klar: „Die Frauen haben das Recht, selber zu entscheiden, als was sie arbeiten.“

Reiner Schiffer, Kriminaloberrat bei der Polizei Krefeld, hat für die Beschwerden der Anwohner Verständnis. Er sagt aber auch: „Prostitution ist nicht verboten. Und das haben wir zu respektieren.“ Trotzdem habe die Polizei den Straßenstrich genau im Blick: „Wir kümmern uns hier intensiv um Gefahrenabwehr und Strafverfolgung.“