Verein Eine Heimat für notleidende Pferde

Ein Oppumer Verein kümmert sich um verwahrloste und schlecht behandelte Tiere.

Foto: Friedhelm Reimann

Krefeld. Die Schattenseite des Reitsports kann man auf dem Hof von Annemarie Hendricks begutachten. Hier kommen die Pferde, Ponys und Esel hin, die nicht mehr die gewünschte Leistung bringen, die zu krank und zu alt sind oder um die sich niemand mehr kümmert. Im Jahr 2000 ist der Oppumer Verein für notleidende Pferde und Ponys gegründet worden. Was Hendricks seitdem alles erlebt hat, lässt einen erschaudern. Sie spricht von Menschen, die ihre Zigaretten auf den Pferden ausdrücken, von Leuten, die in den Urlaub fahren und ihre Tiere ohne Wasser zurück lassen. „Es gibt leider nichts, was es nicht gibt“, sagt Hendricks.

Dementsprechend schlecht ist in der Regel der Zustand der Pferde, die auf ihrem Hof landen. Hendricks: „Das sind ganz arme Tiere. Die kommen teilweise liegend vom LKW, weil sie zu schwach zum Laufen sind.“ Nicht immer ist den ehemaligen Besitzern ein Vorwurf zu machen, aber eben oft genug, und die Tiere müssen es ausbaden. Hendricks: „Durch meine Erfahrung brauche ich nicht lange, um zu erkennen, was ein Tier hat.“

Jedes Tier auf dem Hof hat seine ganz eigene Geschichte. Ehemalige Rennpferde, die ihre goldenen Zeiten hinter sich haben, stehen zusammen mit misshandelten Tieren auf ein und derselben Weide. Die meisten von ihnen sehen frisch und agil aus — auch wenn sie bereits über 30 Jahre alt sind. Das Fell glänzt wieder, die Muskulatur ist entwickelt und die Mähne nicht verfilzt. „So sehen die Tiere aus, die drei, vier Monate hier sind“, erklärt Hendricks. „Wenn ich schon so etwas mache, dann mache ich es auch richtig“, sagt sie entschlossen. Keines der Tiere soll je wieder Hunger leiden — so lautet Hendricks’ Mission.

Damit dieses Ziel auch weiterhin erreicht wird, wird vor allem eines benötigt: Geld. Denn die 48 Pferde, Ponys und Esel, die aktuell auf dem Hof heimisch sind, haben zusammen einen gewaltigen Appetit. „Die größte Unterstützung erhalten wir vom Bund Deutscher Tierfreunde“, berichtet Hendricks. Die restlichen Ausgaben versucht der Verein über private Spenden zu decken. Hendricks: „Aber es ist ein harter Kampf von Monat zu Monat.“

Wer sein Tier auf dem Hof abgibt, wird gebeten, eine freiwillige Aufnahmegebühr von 200 Euro zu zahlen. Danach ist der Oppumer Verein für notleidende Pferde und Ponys für das Tier zuständig.

Bei der täglichen Arbeit auf dem Hof wird Hendricks von ihrer Freundin Sabine Giebel unterstützt. Darüber hinaus bekommt sie Hilfe von Menschen, die auf dem Hof ihre Sozialstunden abarbeiten. „Einige davon müssen 40 Stunden arbeiten, andere 1000. Leider haben viele eigentlich gar keine Lust.“

In diesem Jahr ist die finanzielle Situation besonders kritisch, da aufgrund der starken Regenfälle in jüngster Zeit die Heuernte schlecht ausgefallen ist. „Und was auf dem Markt ist, wird zu Apothekerpreisen verkauft“, klagt Hendricks. Selbst im Sommer verbrauchen die Tiere zwei große Heuballen am Tag — zusätzlich zu Weidegras und 650 Kilogramm Kraftfutter pro Woche. Deshalb sind private Spenden für den Verein wichtiger denn je. „Ob in Form von Futter oder Geld spielt dabei keine Rolle“, sagt Hendricks.

Die Tiere einfach einzuschläfern ist für sie keine Option. „Das würde ich nicht übers Herz bringen.“ Und schlachten kann man die Pferde auch nicht, da sie alle mit Medikamenten behandelt wurden. Doch die Strapazen nimmt Hendricks gerne in Kauf, denn dafür blickt sie jeden Tag in Gesichter von Pferden, „die jetzt glücklich sind, denen es gut geht“.