Streifzug durch das historische Linn
Bei einer Stadtführung durch den Stadtteil werden Geheimnisse alter Bauwerke aufgedeckt.
Krefeld-Linn. Schlangen, die Häuser beschützen sollen, eingemauerte Kanonenkugeln und Skelette, so schwarz wie Ebenholz: die Alt-Linner Bauwerke haben so einige Geheimnisse. Sie alle kennt der ehrenamtliche Stadtführer Karlhermann Horster.
Die historische Stadtführung „Menschen und Häuser“ beginnt am Sonntag pünktlich um 15 Uhr vor dem Linner Museum und die 18 Teilnehmer lauschen gespannt Horsters Worten. Dort erklärt er, dass die heutige Rheinbabenstraße früher Rheinstraße hieß, aber weil Linn 1901 zu Krefeld eingemeindet wurde, mussten dieser und viele weitere Straßennamen geändert werden.
Es wird auf die vielen alten Fachwerkhäuser aufmerksam gemacht, aber auch auf die Treppen vor den hochgelegenen Häusern: „Aufgrund der Hochwassergefahr wurden einige Häuser höher gebaut. Wenn man genau darauf achtet, sieht man, dass viele Treppengeländer mit Schlangenköpfen verziert sind — diese sollen das Haus beschützen“, erklärt der Stadtführer. Dann geht es weiter zum Andreasmarkt, hier erfahren die Teilnehmer, dass der Flachsmarkt früher immer am 30. November stattfand, dem Namenstag des heiligen Andreas.
Besonders die alte Stadtmauer mit den aktuellen neuen Funden erweckt die Aufmerksamkeit: „Durch Sanierungsarbeiten wurde herausgefunden, dass die alte Stadtmauer noch viel höher war als vermutet“, erzählt Horster.
Auf dem Weg zur Burg zeigt der Ortsführer das alte Backhaus und ein großes Butterrad. Auch dazu gibt es eine Anekdote: „Dort lief früher der Hofhund wie in einem großen Hamsterrad und stellte mechanisch Butter her“, belehrt Horster die Teilnehmer. Es folgen allerhand architektonische Informationen zum Jagdhaus und der Burg. Besonders die zur Abschreckung eingemauerten Kanonenkugeln treffen auf Begeisterung.
Weiter geht es durch die alten Gassen hin zum Magaretenplatz, wo sich früher der Friedhof und die Kirche befanden. Dort wurden die wenigen Reste der eingestürzten Kirche und des Friedhofs freigelegt. Bei den Ausgrabungen wurden Skelette gefunden, die aufgrund des moorigen Bodens schwarz wie Ebenholz waren. Bei dieser Information schüttelt es die Gruppe nicht nur vor Kälte. Zum Glück sind die Bänke in der warmen Pfarrkirche St. Margareta das nächste Ziel.
Die anderthalbstündige Stadtführung reicht natürlich nicht aus, um die ganze Vergangenheit des historischen Stadtteils zu erzählen. Aber jetzt wissen die Teilnehmer schon einiges mehr über das Burgstädtchen: „Wir kommen oft zum Spazieren hierher, doch nun sieht man das Ganze mit anderen Augen“, sagt eine Frau aus Oppum, die mit ihrem Mann an der Ortsführung teilgenommen hat.