Anfänger paddeln wie Profis: Tag der offenen Tür im Kanu-Sport-Klub

Trotz Regens war der Tag der offenen Tür beim Kanu-Sport-Klub Bayer ein voller Erfolg. Die Neulinge waren begeistert.

Uerdingen. Der Regen kann Miriam Goretzki und Marianna Schmid nicht aufhalten. Sie wollen den Tag der offenen Tür beim Kanu-Sport-Klub Bayer Uerdingen (KSK) unbedingt nutzen. Für die beiden 13-Jährigen geht es zum ersten Mal aufs Wasser.

„Kein Problem“, sagt André Over, zweiter Jugendwart beim KSK, während er seinen Trockenanzug richtet. Auf eine derartige Ausrüstung können die beiden Neulinge nicht zurückgreifen. Mit kurzer Hose und T-Shirt wollen sie sich in die rheinischen Fluten wagen. Sie kichern und sind aufgeregt. Das Slalom-Kajak tragen sie selbst zum Ufer. Dann geht’s los.

„Ihr müsst das Paddel zum Einstieg im 90-Grad-Winkel über das Boot legen“, erklärt Over. „So gibt es den nötigen Halt, um gefahrlos einzusteigen.“ Miriam und Marianna folgen. Schon der erste Versuch klappt. Sicher sitzen sie im Kanu und schlagen die Paddel ins Wasser.

Geübt wird in einer Rhein-Bucht fast ohne Strömung, die ideal für Laien geeignet ist. Zuvor haben hier bereits die Paddel-Veteranen des Vereins die so genannten Eskimo-Rollen geübt. Dabei muss Mithilfe des Paddels und geschickter Gewichtsverlagerung so viel Schwung genommen werden, dass das umgekippte Boot durch eine Rolle unter Wasser wieder in seine ursprüngliche Position zurückgebracht wird. „Leicht ist diese Übung nicht“, sagt Renate Joop, die dieses Verfahren mit ihrem Mann durchführt, der zur Not Hilfestellung leistet. Selbst für langgediente Mitglieder des KSK ist diese Übung nicht leicht.

Auf dem Land stört der Regen den Tag. So kann die angekündigte Hüpfburg erst gar nicht aufgebaut werden. Auch die Schokokuss-Wurfmaschine und die Schiffschaukel bleiben gut verstaut im Gerätehaus. Doch die Mitglieder lassen sich die Stimmung nicht verderben.

Im Clubhaus sitzt der 72-jährige Wolfgang Pasch. Der Pensionär ist für viele im Verein Vorbild, denn er paddelt bis zu 10 000 Kilometer im Jahr. Mehr als alle anderen im Verein. „Innerhalb Nordrhein-Westfalens gehöre ich gewiss zu den ,Top 10’ derer, die im Jahr am meisten Kilometer abreißen“, sagt er stolz. „Total, wohlgemerkt. Nicht nur in seiner Altersklasse. Oft muss mich meine Frau dafür extra bis nach Köln fahren.“ Dann setzt er sich in sein Wander-Kajak und fährt sechs Stunden bis nach Uerdingen zurück. „Es ist eine wirklich gute Leibesertüchtigung“, sagt er. „Jeder Muskel im Körper wird dabei beansprucht.“

Die weniger hartgesottenen Besucher geben sich an diesem Tag mit theoretischen Erklärungen zufrieden. Im trockenen Bootshaus staunen sie über die verschiedenen Boote, die das Herz eines richtigen Kanuten höherschlagen lassen.

Bereitwillig gibt André Over Auskunft, welche Boote wofür geeignet sind. Er erklärt Materialien und Beschaffenheit, Eigenschaften und Lenkverhalten. Er gehört dem Verein seit sechs Jahren an.

„Ich bin durch meine Kinder hierhergekommen“, sagt er mit einem Schmunzeln, „Das ist oft so, dass die Erwachsenen über ihre Kinder zu uns kommen.“ Stets verweist er bei seinen Ausführungen auf den ökologischen Ansatz, der verfolgt wird. Über Solar-Energie produzieren die Mitglieder des KSK Strom. Das Wasser zum Waschen der Boote wird aus einem Brunnen gewonnen.

Zurück Miriam und Marianna. Im Kajak sitzen sie wie zwei echte Routiniers. Das schlechte Wetter scheinen sie zu diesem Zeitpunkt nicht mehr wahrzunehmen. Getreu dem Motto: „Es gibt kein schlechtes Wetter, nur unpassende Kleidung.“