British Days: Ein reich gedeckter Tisch im Schatten der Burg
Beim Konzert „Last Night of the Proms“ ist die Gemütlichkeit kaum zu überbieten, das Ende jedoch sehr abrupt.
Krefeld. Üppig gedeckte Tische mit schweren Kandelabern, Windlichtern und was der Haushalt sonst noch an Tand hergibt, sind an diesem Samstagabend auf dem Platz im Herzen der Linner Burg ebenso zu sehen wie Klappstühle an einfachen kleinen Tischchen, auf denen der üppig gepackte Picknickkorb entleert wird. Die Queen wäre stolz auf die Krefelder, die sich alle Mühe geben, es "very british" aussehen zu lassen.
Als dann noch "Also sprach Zarathustra" von Richard Strauß zu Anfang des Konzerts erklingt, ist allen festlich zumute. Das Stück ist zur Eröffnung eben unschlagbar. Doch auch alle weiteren Werke hat Generalmusikdirektor Heiko Mathias Förster - seine Frisur lässt stark an Atze Schröder erinnern - für diesen Abend gut ausgewählt.
Denn schließlich ist das Publikum durch die alljährliche Veranstaltung verwöhnt und erwartet musikalische Hochgenüsse auf dem bereits zum elften Mal stattfindenden Promenadenkonzert der British Days. Seit 2007 leitet der Mecklenburger Förster die Neue Philharmonie Westfalen, die erstmalig in der Burg aufspielt.
Die Stimmung beim Open-Air-Konzert wird von Jahr zu Jahr besser. Immer mehr Zuschauer bringen eigene Stühle und Tische nebst Zubehör mit, was die Atmosphäre von Mal zu Mal gemütlicher werden lässt. In warme Sachen gepackt wird geschlemmt, geplaudert und der Musik gelauscht. Dazu bleibt dieser Abend nicht nur trocken, sogar die Sonne lässt sich blicken. So ist es unverständlich, dass Förster wegen Kälte ein Stück aus dem Programm nimmt, um zehn Minuten zu sparen.
Ein Highlight zum Ende der ersten Hälfte ist das von Tschaikowsky stammende Werk, das Freddy Breck seinerzeit zum Schlagerhit "Bianca" gemacht hatte. Der Dirigent lässt die Zuschauer als Chor singen, die allerdings nicht alle textsicher wirken.
Die Solisten geben ihr Bestes. Der zu Anfang in Rossinis "La danza" noch etwas schwache Tenor Cameron Rolls steigert sich über die Blumenarie aus Carmen von Bizet zum "Nessun dorma" von Puccini, das er stimmgewaltig darbringt. Auch die Sopranistin Melinda Hughes ist erst bei der Habanera aus Carmen richtig warm.
Ein Highlight, neben den jedes Jahr zum Schluss des Konzertes gesungenen Liedern "Rule Britannia", "Jerusalem", "Land of hope and glory" sowie die deutsche und englische Nationalhymne, war dieses Mal Jacques Offenbachs "La vie parisienne".
Das Konzertes endet sang- und klanglos. Ohne jede Zugabe ist nach der deutschen Nationalhymne plötzlich Schluss - ohne das obligatorische "Auld lang syne", das auf allen "Last Night of the Proms"-Konzerten den unwiderruflichen Schluss ankündigt.