Fischmarkt-Reportage: Maßkrugstemmen und eimerweise Wurst
Der Fischmarkt aus Hamburg ist bis zum Sonntag zu Gast in der Rheinstadt.
Krefeld-Uerdingen. Auf der Stirn bilden sich Schweißperlen, der rechte Arm sinkt ganz langsam nach unten. Die Besucherinnen und Besucher des Uerdinger Fischmarktes schauen gespannt zur Bühne. Und dann verlässt den ersten Mann die Kraft. Der Arm sinkt runter. Höhepunkt des ersten Fischmarkttages am 1. Mai ist das Maßkrugstemmen. Vier Teilnehmer und eine Teilnehmerin stehen nebeneinander auf der Bühne. Der ein oder andere hat sich vorher schon warm getrunken.
Die Männer von den roten Husaren Bockum machen heute nicht beim Maßkrugstemmen mit. Und das, obwohl einer von ihnen schon dreimal auf dem Münchner Oktoberfest eine Maß gestemmt hat. Sie feiern hier ihren Vatertag. "Die Stimmung ist gut und das Wetter spielt auch so weit mit", freut sich Rainer Pittelkau. Ob er Uerdinger ist? "Keine Frage", entgegnet er. Auch wenn er zu den Bockumer Husaren gehört: "Wer einmal Uerdinger ist, der bleibt Uerdinger." Seine Freunde nicken zustimmend und stoßen an.
Vom Maßkrugstemmen und der Vatertagsstimmung auf dem Uerdinger Marktplatz bekommen die drei älteren Damen aus Fischeln nichts mit. Sie schlendern gemütlich durch die Fußgängerzone. Der Fischmarkt gefällt ihnen ganz gut. "Die Schreierei der Händler ist am besten"; erzählt eine der Damen lachend. Und eine andere fügt hinzu: "Aber es gibt viel zu viele Fressbuden." Ein Punkt, den viele Besucherinnen und Besucher kritisieren: "Es sind einfach immer die gleichen Stände. Da ist nichts Besonderes dabei", beklagt sich eine Frau.
Trotzdem: Die gute Stimmung auf dem Marktplatz bleibt. Hier bringen Aal Axel, Schinken Detlef, Blumen Appie, Nudel Edi Sirelli und Käse Rudi ihre Ware lautstark an den Mann. Eimerweise Wurst und Käse wechseln den Besitzer. Und Fisch gibt es natürlich auch. Aal, Backfisch, Rollmops und Matjes finden begeisterte Abnehmer.
An Essen wird auf der Bühne nicht gedacht. Dort versuchen die Teilnehmer den Arm möglichst gerade zu halten, damit die Maß ihn nicht zu schnell nach unten zieht. Die einzige Frau, Jennifer Overath, hält gut durch und schlägt sogar einen männlichen Mitstreiter. Aber dann kann auch sie nicht mehr.
"Im Nachhinein merkt man, wie schwer die Maß war", sagt die 22-jährige Maler- und Lackiererin. Dann geht es plötzlich ziemlich schnell. Das größte Durchhaltevermögen hat Dirk Ritz. Fast zehn Minuten hält er den Bierkrug mit ausgestrecktem Arm und gewinnt dafür eine Tüte Wurst. Für den Zweiten, Hans-Gerd Marsch, gibt es Käse. Den teilt er sicher mit seinem achtjährigen Sohn René. Denn der ist ganz schön stolz auf seinen Papa.