Handballnachwuchs vom TV Jahn Bockum spielt mit den HSG-Profis
Zehn Profis trainierten mit 120 Amateuren in der Glockenspitzhalle und gaben wichtige Tipps.
Krefeld-Oppum/Bockum. Alle gegen Paul — so geht das Spiel. Böse ist es nicht gemeint, denn Paul ist Torwart und alle anderen sind Feldspieler. Daher ist diese Konstellation ganz normal.
Trotzdem wirkt der Neunjährige, alleine vor dem Handballtor stehend, etwas verloren. Dieser Eindruck wird noch dadurch verstärkt, dass er als einziger einen leuchtend gelben Pullover trägt. Seine zehn Gegner, die sich in einer Reihe vor dem Tor aufstellen, tragen alle identische Trikots des TV Jahn Bockum.
Aber Paul ist bereit. Mit federnden Füßen und leicht gespreizten Beinen steht er da, die Arme locker über den Kopf gehoben. Der Angriff beginnt: Der erste Feldspieler rennt gegen das Tor an, steigt zum Sprungwurf auf und zieht durch — mit der ganzen Kraft seines E-Jugend-Arms.
Organisiert haben dieses Spiel Bastian Roscheck und Almantas Savonis, beide Profis beim HSG Düsseldorf. Savonis als Torwart, Roscheck als Feldspieler.
Roscheck hat als Amateur auch in Krefeld gespielt, allerdings nicht beim TV Jahn Bockum, sondern beim TV Krefeld Oppum. „Gegen Bockum haben wir oft verloren“, erinnert er sich lachend.
Beim HSG Düsseldorf gewinnt er gerade recht viel: Der Verein steht auf dem dritten Tabellenplatz der zweiten Bundesliga. „Wir könnten dieses Jahr sogar noch aufsteigen. Die Chance ist auf jeden Fall da.“ Allerdings — der HSG ist in der letzten Saison erst abgestiegen. „Ja“, räumt er lachend ein, „wir sind eine typische Fahrstuhlmannschaft.“
Trotz der regelmäßigen Fahrstuhlfahrten — der HSG Düsseldorf bleibt ein Bundesligist. Und Bundesligisten stellen nicht oft ihre Profis ab, um Amateure zu trainieren.
Die Amateure des TV Jahn Bockum haben die einmalige Trainingseinheit bei einem Wettbewerb gewonnen. Zehn HSGler sind deshalb aus Düsseldorf nach Krefeld gekommen, um rund 120 TVler zu trainieren.
Die Gruppe von Roscheck und Savonis besteht aus elf Jungen — zehn Feldspieler und Paul, der Torwart. Zunächst teilen sie sich auf. Savonis übt mit Paul in einem der Tore und Roscheck treibt die Feldspieler über das Spielfeld.
Die üben vor allem Pässe und Prellen — handballerisch für Dribbeln. So sollen sie etwa prellend im Sechs-Meter-Kreis umherlaufen, ohne sich anzurempeln. Als erstes prellen sie mit rechts, dann mit links und schließlich abwechselnd. „Und lauft euch nicht über den Haufen“, mahnt Roscheck.
Bei einer anderen Übung sollen sie in Fünfer-Mannschaften Raumgewinn erzielen, ohne zu prellen. Hier lautet der Tipp des Profis: „Ihr müsst euch mehr freispielen.“
Paul lernt derweil ein paar Torwart-Tricks. Savonis spricht vor allem über Körperhaltung. Ein fester Stand sei wichtig, sonst knicke man um. „Und nimm’ deine Arme über den Kopf!“
Dann ist es soweit — Roscheck und Savonis lassen ihre Schützlinge in einem kleinem Wettbewerb gegeneinander antreten.
Paul steht vor dem Tor. Er ist nur 1,42 Meter groß, deshalb wurde das Tor mit einem Balken um etwa 50 Zentimeter in der Höhe beschnitten — eine übliche Vorgehensweise in dieser Altersklasse.
Die Feldspieler greifen an, jeder hat einen Wurf. Und Paul fängt an zu rotieren: er hält die Bälle mit den Händen, den Füßen und dem ganzen Körper.
Am Ende steht es 7:3 — für Paul. Er ist nicht nur der Sieger, sondern auch der einzige der noch steht. Seine Mannschaftskameraden müssen zur Strafe für die Schande Liegestütz machen.