Archäologie: Wer waren die Franken, die in Gellep lebten?
Von der Siedlung am Hafenbecken sind fast nur noch Gräber geblieben. Bis heute sind viele Fragen unbeantwortet.
Krefeld. „Mein Wunsch wäre es, dass sich die Sage der Bewohner Gelleps verwirkliche: an diesem Ort ruhe ein Heiliger oder ein König in einem kostbaren, mit Gold, Silber und Edelsteinen geschmückten Sarge.“ So schrieb es der Uerdinger Lehrer und Heimatforscher Franz Stollwerck im Jahr 1879. Fast 100 Jahre später stießen Archäologen im Gräberfeld Gellep auf den wahren Kern der uralten Sage: das unversehrte Fürstengrab mit Gold und Edelsteinen.
Es war eine archäologische Sensation, die vor fast fünf Jahrzehnten aus dem Acker bei Krefeld geborgen werden konnte. Und nicht nur das: Die Archäologen entdeckten fünf weitere Gräber, die von ihrer Form und Größe auch Fürstengräber gewesen sein müssen. Sie wurden im späten sechsten Jahrhundert, eines vielleicht am Beginn des siebten Jahrhunderts angelegt. Grabräuber hatten diese Gräber jedoch bis auf ein paar Beigaben geplündert.
Wer waren die fränkischen Fürsten und worüber herrschten sie von Krefeld-Gellep aus? Über die nach-römische Zeit in dieser Gegend existieren kaum schriftliche Quellen, die verraten könnten, wer dort gelebt hat. Die archäologischen Siedlungsnachweise sind spärlich. Der Fund eines Lastkahns und zahlreicher Tonscherben aus dem achten Jahrhundert sprechen dafür, dass der Rheinhafen von den Franken noch bis in diese Zeit genutzt worden ist.
Dass dort eine Siedlung der Franken existiert haben muss, belegten die bis ins achte Jahrhundert datierten Gräber. Die Franken bestatteten ihre Toten stets unmittelbar bei ihren Niederlassungen. Eine Spur zu den Franken und deren Bedeutung in Gellep findet sich in einer Urkunde aus dem achten Jahrhundert, ein Testament. Die Gründerin des Klosters Pfalzel bei Trier namens Adela verfügte in ihrem Testament aus dem Jahr 732, dass diesem Kloster zwei Höfe aus ihrem Besitz geschenkt werden sollten. Diese Höfe lagen „in pago que dicitur Gildegavia“, einem Gau (Pagus), der Gilde heißt.
Inzwischen ist nachgewiesen, die Höfe haben sich in Lank und Hohenbudberg befunden. Bei dem fränkischen Gau namens Gilde handelt es sich somit wohl um Gellep. Wie weit dieses Gaugebiet reichte, ist allerdings nicht sicher überliefert — wahrscheinlich von Neuss bis Hohenbudberg.
Schon zu römischer Zeit wurde von Köln aus die Region bis Krefeld verwaltet. Franken und Merowinger, das älteste Königsgeschlecht der Franken, haben diesen Verwaltungsbezirk wohl weitergepflegt, der in Gaue mit einem Hauptort untergliedert war. Anhand der Indizien zeichnet sich für Gellep ein regionales Verwaltungszentrum ab, das von einem Beamten oder Vasallen des Königs geführt wurde.
Aber welche Menschen lebten in dieser Siedlung? Obwohl Siedlungsspuren in Gellep weitestgehend fehlen, kann anhand der Grabbeigaben ein Bild von der fränkischen Gesellschaft nachgezeichnet werden. Waffen, Glasprodukte und andere Funde deuten auf einen regionalen und überregionalen Handel hin.
Von den Menschen, die einst in Gellep lebten, berichten heute nur noch die zahlreichen Funde aus den Gräbern, die im Museum Burg Linn präsentiert werden, auch das Grab des Franken Arpvar. Welche Erkenntnisse über die ersten Krefelder schlummern wohl noch in der Linner und Gelleper Erde? Das können nur weitere Grabungen rund um die Gräber der Franken ans Tageslicht fördern. Red