Röttgen ändert sein Gesicht
Wo jüngst noch der Bunker in die Höhe ragte, entsteht ein Gebäudekomplex mit vielen Geschäften.
Krefeld-Uerdingen. In knapp einem Jahr soll dort, wo vor einigen Wochen noch ein monströser Beton-Riese in die Höhe ragte, ein modernes Einkaufszentrum stehen. Mit Glas, Stahl und Keramikfasssaden in warmen Farben soll das neue Bauwerk wieder Atmosphäre und vor allem geschäftiges Leben auf den Uerdinger Platz Am Röttgen bringen.
Gerüchte, dass sich der Bauunternehmer nicht an die mit der Stadt vereinbarte Zahl von drei geplanten Geschossen halten wolle, hatten wache Beobachter des Projektes zuletzt in helle Aufruhr versetzt. Die Verwirrung liege vermutlich darin begründet, dass ursprünglich einmal vier Etagen geplant waren, so der zuständige Architekt Jürgen Schwittmann.
"Das war sicher ein taktischer Fehler. Der Bebauungsplan sieht jedoch drei Vollgeschosse vor und ist so auch in den Ausschüssen beschlossen worden. Mehr geht nicht, schon um die Ausgewogenheit zu wahren", sagt Schwittmann im Hinblick auf die benachbarten Gebäude. "Das Einkaufszentrum wird in jedem Fall das höchste Gebäude am Platze sein."
Die schlechten Lärmschutzgutachten reduzieren den WohnraumIm Laufe der dreijährigen Planungsphase ist nicht nur die viergeschossige Bauweise, sondern auch der Anteil an Wohnraum noch einmal gründlich überdacht worden: "Die Lärmschutzgutachten - die benachbarte Bahnlinie sowie die Streckenführung des Eisernen Rheins ebenfalls miteinbezogen - haben deutlich schlechtere Ergebnisse gebracht, als wir dachten.
Daher müssen wir den Teil der geplanten Wohnungen deutlich zurückfahren."Dies bedeutet, dass das dritte Geschoss kein komplettes wird, also nicht die gesamte darunter liegende Supermarktfläche abdecken wird. Die Wohnungen werden zur Straße hin eine schützende Verglasung erhalten, nach hinten sind Dachgärten geplant. Um auch die übrigen Anwohner so wenig wie möglich zu belästigen, ist die Lebensmittel-Anlieferung über die Bahnhofstraße geplant.
Zur Lärmminderung soll sie eingehaust werden, Anlieferung soll keinesfalls vor 6 Uhr geschehen.Die bereits vertraglich verpflichtete Einzelhandels-Kette Edeka will nächsten Sommer die Verkaufsfläche von 2700 Quadratmetern beziehen. Eine acht Meter hohe, luftige Passage soll den Parkplatz Am Röttgen - dessen Baumbestand im übrigen durch neue Platanen ergänzt werden soll - mit der Fußgängerzone verbinden.
In dem gläsernen Durchgang, dessen Öffnungszeiten an die des Supermarktes angeglichen werden, sollen kleine Geschäfte einziehen: ein Café über zwei Ebenen und eine Lotto-Annahmestelle sind gesetzt. "Eine Wäscherei hat sich beworben. Auch eine Apotheke wäre denkbar", sagt Schwittmann.Das Einkaufszentrum soll keine Konkurrenz, sondern Ergänzung seinLange hatte man in Uerdingen gefürchtet, mit dem Einkaufszentrum würde man den Geschäftsleuten vor Ort Konkurrenz bereiten. "Genau das möchten wir nicht.
Es ist als Ergänzung und Belebung zu sehen. Viele Uerdinger erledigten ihre Wocheneinkäufe bisher zum Beispiel in Gartenstadt. Wir sind von einer kolossalen Magnetwirkung für die Uerdinger Innenstadt überzeugt", so Schwittmann.Die Kunden sollen in einer Hochgarage parken, die eine Rolltreppe, über die auch mit dem Einkaufswagen gefahren werden kann, mit dem Supermarkt verbindet.Mit dem Bau ist bereits begonnen worden: Die Gründungsarbeiten laufen. Zum Jahreswechsel sollen die Dächer bereits im Rohbau fertig sein. "Durch die Fertigbauweise mit Stahlbeton-Stehlen geht es erfahrungsgemäß schnell", so Schwittmann.
Während bei den Materialien weitgehend Einigkeit herrscht, ist bei der Farbgestaltung das letzte Wort noch nicht gesprochen. "Wir wollen Politik und Verwaltung mit einbeziehen. Die gute Zusammenarbeit mit der Bezirksvertretung war grundlegend für unsere Arbeit", so Schwittmann, der persönlich eine Sandfarbe einer Keramikformfassaden vorziehen würde.
Insgesamt hat das Bau-Grundstück eine Fläche von 5000 Quadratmetern. Die Vermarktung der noch leer stehenden Räumlichkeiten für Dienstleister, Ärzte oder Anwälte soll nach den Sommerferien starten.