Sanft auf die Matte geworfen

Nikolai Koch hat viele Wettkampf-Siege geholt und noch hohe Ziele vor Augen. Der Elfjährige möchte bei den Olympischen Spielen dabei sein.

Krefeld. Mit einem schwungvollen "Tomoe-Nage"-Wurf befördert Nikolai seinen kleinen Bruder Matthias (6) auf den Teppich. Der Kampfsport ist sein Ding. Allerdings auf die behutsame Art. Judo heißt übersetzt "der sanfte Weg" und scheint deshalb perfekt zu passen auf den zarten, blonden Jungen.

Zurückhaltend und schüchtern wirkt der Elfjährige in seinem weißen Kampfanzug. Doch er weiß sich zu wehren. Den orange-grünen Gürtel hat er bereits erreicht. Schon seit sieben Jahren betreibt der kleine Linner den japanischen Kampfsport. Eigentlich wollte sein großer Bruder bei den Judokas reinschnuppern. Doch der verlor schnell das Interesse. Ganz im Gegensatz zu Nikolai: "Ich war fasziniert."

Zuerst kämpfte er in Gellep und Fischeln im Verein. Doch zeichnete sich schnell ab, dass Judo mehr als nur ein Hobby für den talentierten Sportler sein sollte. Im vergangenen Jahr schloss er sich dem Bundesligisten 1.Judo-Club Mönchengladbach an. "Hier liegt das Augenmerk auf Leistungssport", sagt Claudia Koch, Nikolais Mutter.

Doch nicht nur die Vereinstrainer sind auf ihn aufmerksam geworden. Auch diverse Auswahltrainer haben bereits ein Auge auf das junge Judo-Talent geworfen und ihn in den Bezirks- und Landeskader aufgenommen. Zuerst kämpfte er in der Jugendklasse der unter Elfjährigen, jetzt bei den unter 14-Jährigen.

Auf seine Erfolge ist er stolz - und kann das auch gut und gern sein: "Ich war viermal Stadtmeister, dreimal Kreismeister und einmal Vize-Bezirksmeister. Auch an den Westdeutschen Meisterschaften habe ich schon teilgenommen."

Mit diesen Siegen im Rücken und hohen Zielen vor Augen, fällt es auch seinen Eltern leichter, den großen Aufwand für den Sport ihres Sohnes zu unterstützen. Denn es wird nicht nur dreimal in der Woche in Mönchengladbach trainiert.

Hinzu kommen Wettkämpfe und Sichtungsturniere am Wochenende von Mühlheim, über Hilden bis Langenfeld. "Wir sind viel mit dem Auto unterwegs. Da kommen einige Stunden und Kilometer zusammen", sagt Claudia Koch. Zwar wird ein Bus-Shuttleservice vom Verein angeboten, um die Eltern zu entlasten. Doch "sind wir die größten Fans unseres Sohnes und wollen ihn live unterstützen", sagt die stolze Mama.

Bei allen sportlichen Erfolgen, dürfen auch die schulischen nicht auf der Strecke bleiben: Nikolai geht mittlerweile in die fünfte Klasse der Realschule in Oppum. Zum Glück ist er "wirklich ein guter Schüler", sagt seine Mutter. "Aber nicht nur wir, sondern auch seine Trainer schauen darauf, dass die Noten stimmen."

Wenn er keine neuen Würfe übt, spielt Nikolai Flöte. Doch wird Judo unter all seinen Hobbys mit Sicherheit seine größte Passion bleiben. "Ich möchte in die Bundesliga-Mannschaft und irgendwann zu den Olympischen Spielen". Ole Bischof, der 29-jährige Olympia-Sieger aus Reutlingen, hat es in Peking vorgemacht.