Eine Feldküche für Traar
In einem privaten Museum in der Eifel haben die historischen Sappeure das Gefährt gefunden. Nun wurde es wieder flott gemacht.
Traar. Wenn die Traarer Bürgerschützen am 1. Mai zum Baumsetzen anrücken, brauchen sie nicht zu hungern. Präsident Dr. Walter Potthast (51) wird mit seinen Historischen Sappeuren und einer fast hundert Jahre alten Feldküche auf vier Rädern vorbei kommen. Gut 500 Portionen Gulasch oder Suppe können die Sappeure in die beiden jeweils 120 Liter großen Behälter abfüllen.
Auf dem Hof von Joachim August (52) an der Rather Straße haben vier fleißige Sappeure die Feldküche auf Vordermann gebracht. Alex Vennekel (51) hat die Suppenbehälter von innen und außen mit Sonnenblumenöl eingerieben, Joachim August hat die Radachsen mit Wagenschmiere gängig gemacht, während Volker Berten (45) die herunter genommenen Speichenräder mit Eisenringen geprüft hat.
In ein paar Tagen wird die Gruppe probekochen. Die Behälter sind so eingehängt, dass sie auch bei Berg- und Talfahrt senkrecht stehen und im Deckel Überdruckventile haben. Erhitzt werden können sie mit Holzfeuer, das durch Luken gespeist wird. Der Rauch entweicht seitlich und nicht, wie bei späteren Modellen, durch einen Schornstein. Dieser hat im übrigen damals zur Bezeichnung "Gulaschkanone" geführt.
Ergattert haben die Sappeure das Gerät in einem privaten Museum in Hargarten in der Eifel. Wenige Tage vor Weihnachten haben Potthast und August sie auf einem Hänger nach Krefeld gebracht und einem überraschten Kreis der Schützen vorgeführt.
Den ersten großen Einsatz wird das Gerät beim Schützenfest 2011 haben. Dann ist die Feldküche 100 Jahre alt und wird im Schützenzug vornweg ziehen. Bis dahin soll sie schon häufig zu anderen Anlässen eingesetzt werden. "In den Kesseln kann man auch Glühwein heiß halten", sagt Joachim August.
Die Feldküche ist mit allen Teilen original erhalten und voll funktionsfähig. Hinter dem Kutschbock, der in kleinen Holzschränkchen allerlei Gerät verbirgt, stehen auf zwei Ladeflächen acht Eimer mit einem Füllvolumen von jeweils 14 Litern. Ein Brett für die Essensausgabe wird über ein Rad gehängt. Eine Schaufel, eine Spitzhacke und eine Säge sind griffbereit in Lederhalftern verstaut. Ein eiserner Bremsschuh hängt am Chassis.
Falls die Backenbremsen verschleißen, sind Ersatzbeläge vorhanden und schnell montiert. Die oliv gestrichene Feldküche wurde 1911 von der Eidgenössischen Konstruktionswerkstätte in Thun in der Schweiz hergestellt, das Typenschild trägt die Nummer 4014. Was die Feldküche zwischen Herstellung und Eifel-Museum erlebt hat, ist nicht herauszufinden. Allzu arg können die kriegerischen oder Manövereinsätze nicht gewesen sein, wie die Maschine aussieht. Ein einziges Lederband ist etwas morsch. Wer auf dem zweisitzigen Kutschbock sitzen darf, ist unter der Gruppe der Restaurateure nicht im Streit. Potthast: "Keiner von uns hat einen Kutschfahrschein, wir sind noch auf fremde Hilfe angewiesen." Den Kutschfahrschein wollen sie aber bald erwerben.