"Offene Gartenpforte" Spaziergang durch Freiluft-Galerie
In den Krefelder Oasen verbirgt sich ein historischer Selbstversorgergarten der Nachkriegszeit.
Krefeld. Unkraut scheint am Hökendyk nicht vorzukommen, Zufälle und eigene Entscheidungen der Natur auch nicht. Egal, in welche Richtung man von der Rasenfläche in der Mitte schaut, bei Renate und Hermann Siems im Garten ist alles wohl komponiert und ausgeklügelt arrangiert. „Es gibt keinen Strauch, keinen Baum, den wir nicht schon umgesetzt haben“, gesteht Renate Siems. Sie und ihr Mann nehmen am Tag der offenen Gartenpforte teil, der am Wochenende das erste Mal in diesem Jahr stattgefunden hat.
Das Herz von Renate Siems hängt an den Buchsbäumchen. „Wenn wir einen rausschmeißen müssen, bin ich richtig traurig.“ Aber zunehmend kann sie sich in ihrem Garten von Staudenpflanzen und Blumen trennen. „Wir werden älter und so viele Blumen müssen auch gepflegt werden.“ Deshalb hat sie, auch wenn sie jetzt noch fit für ihr grünes Paradies ist, schon im Hinterkopf, den Garten altersgerecht zu gestalten.
Dann wird sie sicherlich auch noch ihrer zweiten großen Leidenschaft nachgehen können, dem Sammeln von Gartenaccessoires. „Wir sind ständig unterwegs, Neues zu entdecken“, sagt sie und erzählt von Entdeckungstouren wie dem Besuch der Ausstellung Art of Eden. Skulpturen und eigene Kunstwerke machen ihren Garten zu einer Freiluft-Galerie.
Eine ganz andere Gartenphilosophie prägt in der Nachbarschaft der Geismühle den Garten von Henrike von Schuckmann. „Die Siedlung entstand 1959 als Nebenerwerbssiedlung für Flüchtlinge“, erklärt die Handwebermeisterin, die als junges Mädchen mit ihrer Familie hierher kam. Die großen Gärten sollten die Selbstversorgung der Neubürger sichern. Als Ausgangsfläche diente ihnen ein großes Feld mit sandigem Boden. „Vater hat damit begonnen, Bäume zu pflanzen“, erzählt die Gartenbesitzerin.
Doch der alte Baumbestand macht ihr Sorgen, nicht nur, dass manche Bäume inzwischen nicht mehr sturmfest zu sein scheinen. Auch der Schatten, den die Obstbäume werfen, wird ihr inzwischen zu viel. Aus den Anfängen des Nutzgartens hat sich auch der Giersch — für viele nur ein Unkraut — gehalten. „Meine Mutter hat sich darüber geärgert, aber ich mache den im Frühling als Salat mit Scharbockskraut, Löwenzahn und ein paar Blättchen Himbeere.“ Die Inspirationen für die Gestaltung des 1800 Quadratmeter großen Nutzgartens, holt sie sich im Liegestuhl. „Dann gucke ich und stelle fest: Da musst du mal was tun.“