WZ-Bus: Die Haltestelle gehört auf die Uerdinger Straße

Heftig streiten die Bewohnern des Blumenviertels über die Großbusse in ihrem Viertel.

Bockum. So gut besucht war ein WZ-Bus lange nicht: Rund 40 Bewohner aus dem Blumenviertel waren zur Haltestelle Sollbrüggenstraße gekommen, um das Thema Busverkehr zur Franz-Stollwerck-Schule zu diskutieren. Es kam zu einem offenen Streit darüber, ob die Busse so wie bisher über die Tulpen-/Fliederstraße fahren sollen oder über die Dahlienstraße die Schule erreichen.

Als beste Lösung kristallisierte sich aber ein ganz anderer Vorschlag heraus: Auf der breiten Uerdinger Straße gibt es eine Haltestelle, von der aus die Schule zu Fuß etwa 100 Meter erreichbar wäre.

"Es kann nicht sein, dass die Anwohner der Fliederstraße das gesamte Problem einfach auf die Dahlienstraße abschieben wollen", meint Reinhard Theißen. Dort würden auf beiden Seiten Autos parken, weil dort deutlich mehr Menschen wohnen als auf der Fliederstraße. Ein Parkverbot hier würde einer Katastrophe gleichkommen.

Außerdem sei die Dahlienstraße eine Durchgangsstraße, die Fliederstraße nicht. "Warum halten die Busse nicht an der neuen Haltestelle Sollbrüggenstraße?", fragt Theißen. Sein Nachbar Horst Paas pflichtet ihm bei: "Die Busse über die Dahlienstraße zu leiten löst das Problem nicht. Das Argument, der Busverkehr mindere den Wert der Grundstücke und Häuser, gilt auch bei uns."

Genau wie ihre Nachbarn hat auch Renate Tjia kein Verständnis für den Vorschlag der Bewohner aus Blumen- und Fliederstraße: "Wir bekommen als direkte Anlieger den Geräuschpegel durch die Schule ab, von dem die anderen nichts merken. Und jetzt will man uns auch noch die Busse aufdrücken?" Das sieht auch Petra Krieger so: "Wir sind in der Dahlienstraße bei 75 Dezibel Lärmbelastung. Das ist jetzt schon zuviel."

Von bis zu 70 Busbewegungen am Tag berichtet Wolfram Düster, der an der Sollbrüggenstraße wohnt. Für ihn ist "die Größe der Busse das entscheidende Problem, nicht die Fahrtroute." Auf gar 80 Busfahrten pro Tag kommt Franz Altenähr, der an der Fliederstraße wohnt. "Eine einflussreiche Persönlichkeit hat vor der Eröffnung der Schule Wind davon bekommen, dass die Busse über die Dahlienstraße fahren sollen, und hat dies verhindert", vermutet er.

Widerspruch von Rudolf Tegelaar. "Das ist Quatsch und billige Polemik! Ich habe einen Tag lang den Verkehr beobachtet und komme auf deutlich weniger Busfahrten." Die Kritiker würden das St.-Florians-Prinzip anwenden: Verschone uns bitte und lasse es bei unseren Nachbarn brennen. "Man muss sich nicht über die Manieren der Jugend aufregen, wenn man sieht, wie Erwachsene zur Pflege ihrer Immobilien derart egoistisch vorgehen", meint Tegelaar.

Auch Ute Dinther meint: "80 Busbewegungen sind Blödsinn. Sowohl die Sollbrüggen- als auch die Dahlienstraße sind Durchgangsstraßen, die genüg Verkehr haben."

"Die Haltestelle an der Sollbrüggenstraße ist eine Farce. Hier hält so gut wie kein Bus", berichtet Joachim Wilms. Die 30-prozentige Entlastung, die die Haltestelle bringen solle, sei nicht annähernd erreicht, stellt Wilms fest.

Reinhard Froese, der auf der Tulpenstraße wohnt, hat Bilder mit zum WZ-Bus gebracht, die vier ihm entgegenkommende Busse zeigen. "Ich musste regelrecht in eine Einfahrt flüchten. Fußgänger auf den Bürgersteigen sind bei diesen Manövern hochgradig gefährdet." Froese fragt sich, ob die Zufahrt über die schmale Tulpenstraße mit der Feuerwehr abgestimmt sei, und plädiert für eine Zufahrt über die breitere Dahlienstraße.

"Ich wohne seit 40 Jahren hier. Und seit 40 Jahren fahren die Busse über die Tulpenstraße. So sollte es bleiben", sagt Heinz Brosch. Manfred Liebau, der seit 30 Jahren an der Dahlienstraße wohnt, pflichtet ihm bei: "Die Leute dort haben bisher eine Oase der Ruhe gehabt. Auf der Dahlienstraße wohnen zehn Mal so viele Leute wie auf Flieder- und Tulpenstraße zusammen."

Warum die riesigen Fahrzeuge eingesetzt werden, weiß Friedrich Lucas, der Leiter der Berufsschule Glockenspitz ist und direkt neben der Förderschule wohnt. "Diese Busse sind finanziell abgeschrieben, kosten also kaum mehr Geld. Nur deshalb verdient das Unternehmen mit den Schülerfahrten Geld."

Selbst bei einer Neuausschreibung im kommenden Jahr werde sich kein Unternehmen finden lassen, das für einen akzeptablen Preis Kleinfahrzeuge einsetzt, vermutet Lucas. "Daher ist der Vorschlag, die Busse an der Uerdinger Straße halten zu lassen, der einzig vernünftige", sagt Lucas. Sie sei zudem noch günstiger gegenüber einem teuren Wendehammer, der auf der Dahlienstraße eingerichtet werden müsste.

Einen anderen Ansatz verficht Siggi Wegener. Seiner Meinung nach ist die fehlende Kommunikation der Straßenbewohner untereinander das wahre Problem: "Die Anlieger sollten mehr miteinander ins Gespräch kommen und sich zusammentun. Ein reines Gegeneinander schafft mehr Probleme, als es löst."