Stadtwerke: Aufsichtsräte auf der Anklagebank

Seit Montag geht es vor Gericht um die „Lustreise“ nach Norwegen. Vorwurf: Vorteilsnahme und Untreue.

Krefeld. Die Fahrt vom Flughafen zum Hotel im norwegischen Stavanger habe er aus eigener Tasche bezahlt, zwei teure Bier an der Bar ebenfalls. "Und ein Lachs hat auch nicht auf dem Hotelbett gelegen", flachst SPD-Ratsherr Jürgen Hengst (59) am Montag Mittag mit bitter-süßer Miene vor dem Amtsrichter. Hengst sitzt mit seinem früheren Fraktionschef Dieter F. (69), der später zur CDU gewechselt war, und einer SWK-Sekretärin (43) auf der Anklagebank.

Alle drei sind oder waren Aufsichtsräte der Stadtwerke Krefeld. Hengst und F. wird die "Lustreise" zur norwegischen Gasförderplattform Ekofisk vom 27. bis 29. September 2002 als "Vorteilsnahme von Amtsträgern" vorgeworfen.

30 Aufsichtsräte der Stadtwerke Krefeld und Willich waren damals auf Einladung der Ruhrgas (später Eon) zur Bohrinsel gebracht worden. 184.000 Euro hatte sich der Konzern die "gasfachliche Informationsreise" kosten lassen.

Teil zwei der Anklage bezieht sich auf eine Weihnachtsfeier des SWK-Aufsichtsrates im Dezember 2005 in der Essener Zeche Zollverein, bei der die Vorstandsmitglieder Horst Hannappel und Klaus Evertz verabschiedet und die Nachfolger Martin Cirener und Dieter Steinkamp begrüßt wurden.

Unter den 49 Gästen war auch die Sekretärin Claudia K., die an diesem Tag als neue Personalvertreterin im SWK-Aufsichtsrat begrüßt worden war. Kosten der Veranstaltung samt Busfahrt und 25 Euro-Ticket-Gutschein: 4000 Euro.

Dass gegen das Trio nun öffentlich verhandelt wird, liegt an deren Beharrlichkeit, weder eine Geldbuße zur Einstellung des Verfahrens (bis 7500 Euro), noch die dann folgenden Strafbefehle zu akzeptieren. Nicht mehr vor dem Richter sitzt der frühere Gewerkschafts-Funktionär Klaus K. Er, der wie Claudia K. nur bei der Feier in Essen dabei war, akzeptierte 200 Euro zugunsten einer caritativen Einrichtung.

Der einzige, der sich gestern äußern wollte, war der frühere SPD-Unterbezirksvorsitzende Jürgen Hengst. Und das tat er sehr wortreich. Für ihn, der nach einem Beinahe-Absturz vor vielen Jahren Flugangst habe, sei der Trip zu "Ekofisk" der reinste Horror gewesen: "Zweieinhalb Stunden Flug übers offene Meer, dröhnender Motor" - nein, das sei keine Lustreise gewesen.

Der Politiker stellt heraus, dass es den Aufsichtsräten der SWK darum gegangen sei, mit den Willicher Kollegen über Kooperationen zu reden. Man habe ihn förmlich gedrängt, die Reise anzutreten. Und Hengst fährt auch ein Geschütz gegen die SWK-Spitze auf:

Er habe Kenntnis davon, dass es einen "Deal" zwischen Staatsanwaltschaft und SWK gegeben habe: "Damit das Unternehmen aus dem Spiel bleibt." Im übrigen habe der Justitiar der Stadtwerke die Reise vorbereitet und sei Ansprechpartner der Aufsichtsräte gewesen.

Weitere Verhandlungstage sind für Mittwoch und kommenden Montag angesetzt.