Streit um das Straßenbild

Stadt gibt 13 000 Euro für den Lack an Ampelmasten aus. Unnötig, wie einige Bürger sagen.

Krefeld. Im Alltag von Stadtbewohnern ist Stahl ein nahezu allgegenwärtiges Material — etwa im Straßenverkehr: Die Masten von Hinweisschildern sind ein Beispiel — oder Ampeln. Dass die Verwaltung am Erhalt ihrer Lichtanlagen interessiert ist, liegt nahe, gewährleisten diese doch den reibungslosen Ablauf auf Krefelds Straßen.

Ein Werkstoff aus Metall, Stahl etwa, neigt allerdings zur Korrosion: Er reagiert auf und durch bestimmte Umwelteinflüsse mit der Veränderung seiner Eigenschaften — Rost kann entstehen. Eine zusätzliche Lackierung der Masten, die die Verwaltung an verschiedenen Anlagen derzeit auftragen lässt, dürfte daher — einer nicht eben üppig gefüllten Stadtkasse zum Trotz — auch im Interesse der Bürger sein.

„Alles Quatsch — eine unnötige Verschwendung von Geld, das anderswo gebraucht wird“, sagt dagegen Carlheinz Swaczyna. Der 65-jährige Krefelder ist der Meinung, dass die Mitarbeiter des Krefelder Tiefbauamts das Lackieren der Ampelmasten einstellen sollten.

Mehrfach hat sich Swaczyna mit seinem Anliegen an die Fraktionen im Stadtrat gewandt. Er sieht sich als engagierten Bürger, der aufklären und dazu beitragen will, dass die Stadt das wenige Geld, über das sie verfügen kann, in sinnvolle Projekte investiert: „Die Masten sind feuerverzinkt — die Lackierung könnte man gut einige Jahre aufschieben,“ sagt er.

13 000 Euro hat die Stadt nach eigenen Angaben bislang für den Anstrich ausgegeben. Innerhalb der vergangenen drei bis vier Jahre seien davon 26 Ampeln mit farbigem Lack versehen worden — alle feuerverzinkt, bestätigt Manuel Kölker vom Presseamt auf WZ-Anfrage. Mitte Juni seien die Arbeiten beendet. „Weitere Erneuerungsanstriche werden nur bei Bedarf und im Rahmen der Unterhaltungsarbeiten durchgeführt.“

Die zweifarbigen Masten erfüllen nach Ansicht der Verwaltung zwei Funktionen: Einerseits seien die Kontraste für Sehbehinderte mit einer Rest-Sehfähigkeit deutlicher erkennbar, und würden daher dem Krefelder Konzept der barrierefreien Stadt entsprechen. Andererseits würden die Lackschichten die Ampelmasten besser schützen. Kölker: „Die Standzeiten von etwa 45 Jahren sind auch in dem Schutzanstrich begründet.“

Die Argumente der Stadt will Carlheinz Swaczyna nicht gelten lassen: Andere Kommunen würden seiner Kenntnis nach diesen Anstrich für verzichtbar halten und den Haushalt schonen. „Für feuerverzinkte Masten ist eine Schutzlackierung technisch überflüssig. Ansonsten müssten ja alle Schildermasten der Stadt lackiert werden.“

Eine Einschätzung, die man beim Verband der Feuerverzinker in Düsseldorf nicht unbedingt teilt. Ein Bauingenieur erklärt: „Die Schutzdauer für einen solchen Mast hängt davon ab, wie stark die Verbindung ist, die die Zinkschicht mit dem Stahl eingeht — die sogenannte wechselseitige Diffusion.

Die Farbe haftet an der Oberfläche und verhindert je nach Qualität und Schichtdicke den Zinkabgrad, der ohne Lack jährlich zwischen 0,7 und zwei Mikrometer beträgt.“ Eine gute Beschichtung könne etwa 15 bis 16 Jahre halten, schätzt der Experte. Schutz bietet sie also, eine Prognose dazu, ob sich die Kosten dafür im Fall der Krefelder Masten durch Langlebigkeit wieder ausgleichen, will das Mitglied des Feuerverzinker-Verbands aber nicht abgeben.

Zusätzlich zum Korrosionsschutz sind aus Sicht der Verwaltung auch positive stadtgestalterische Aspekte ein Resultat der lackierten Ampeln. „Der Mastanstrich ist ein kleiner Baustein, die Aufenthaltsqualität und Wohnumfeldgestaltung zu verbessern, sagt Manuel Kölker.

„13 000 Euro für das Anmalen von Ampeln — das ist auch kein Pappenstiel“, sagt Carlheinz Swaczyna. Zumindest bis wieder mehr Geld da sei, könne man darauf gut verzichten, so seine Argumentation. Denn: Grundsätzlich gegen die Lackierung ist der 65-jährige Krefelder ja nicht.