Krefeld Streitbarer Pfarrer Günter Zorn ist tot

Der Priester, der 2015 vom Bistum zwangspensioniert worden war, erlag einem Krebsleiden. Zorn war weit über „seine“ katholische Gemeinde hinaus bekannt.

Krefeld. Günter Zorn, langjähriger Pfarrer der Gemeinde St. Thomas Morus, ist tot. Er starb am vergangenen Sonntag im Alter von 74 Jahren. Vor einigen Monaten war sein Krebsleiden entdeckt worden, dem er jetzt erlag.

Zorn war weit über „seine“ katholische Gemeinde, die er seit 1979 betreute, hinaus bekannt. Der Grund war die Tatsache, dass er im September 2015 vom damaligen Aachener Bischof Heinrich Mussinghoff gegen seinen Willen in den Ruhestand versetzt worden war. Davor hatte er fünf Jahre lang gegen die Fusion seiner Gemeinde mit den Gemeinden St. Anna und St. Elisabeth von Thüringen zur Pfarrei Heiligste Dreifaltigkeit gekämpft und dabei sogar den Vatikan eingeschaltet. Allerdings ohne Erfolg.

Im Sommer 2015 wurde ihm die Entpflichtung durch das Bistum mitgeteilt — mit der Begründung, dass Zorn zwar „seine Bereitschaft zugesichert hatte, mit dem Pastoralteam der fusionierten Pfarrei zu kooperieren, diese Zusage aber nicht eingehalten hat“. Er habe die Rolle des Pfarrers der Fusions-Pfarrei, Thorsten Obst, in der Leitung nicht anerkannt und „unter den gegebenen Umständen damit eine gemeinsame pastorale Arbeit und ein Zusammenwachsen der Gemeinden erschwert“, so das Bistum.

Sein Zwangsruhestand löste eine Welle des Protestes aus. Gemeinderat, Mitglieder des Kirchenvorstandes und Ehrenamtliche zeigten sich zutiefst erschüttert. Es wurde eine Unterschriftenaktion gestartet. Gleichzeitig lief eine Internet-Petition, an der sich hunderte Menschen beteiligten. Lektoren, Messdiener, Gemeindemitglieder schrieben auch in zig Leserbriefen an die Westdeutsche Zeitung, dass sie „ihren“ Pfarrer wieder haben wollen. Doch es blieb dabei. Zorns Gespräche mit dem Bischof änderten nichts.

Nachdem ihn seine Gemeinde in den Ruhestand verabschiedet hatte, übernahm Zorn Vertretungsmessen, Messen in Seniorenheimen, Taufen, Hochzeiten und Beerdigungen. Als der Krebs sich Bahn brach, ging das allerdings nicht mehr. Die bischöfliche Entscheidung habe ihn in den zwei Jahren seither „umgetrieben“, sagt seine enge Vertraute Ruth Nobis. „Von dem Knacks hat er sich nicht mehr erholt. Zorn, der im kommenden Jahr Goldenes Priesterjubiläum gehabt hätte und schon Pläne schmiedete, es vielleicht in Rom zu feiern, habe immer bis zu seinem letzten Atemzug Priester in seiner Gemeinde St. Thomas Morus sein wollen“, erzählt Nobis. Die Entpflichtung habe er „nie überwunden“. Schließlich habe er sich immer vorgestellt, „eines Tages einfach am Altar seiner Gemeinde tot umzufallen“.

Die Nachricht von Zorns Tod verbreitete sich wie ein Lauffeuer und sorgte für große Trauer nicht nur in seiner Gemeinde. „Er hat das Gemeindeleben und damit Generationen von Menschen maßgeblich geprägt“, sagt Thorsten Obst, Leiter der Pfarrei Heiligste Dreifaltigkeit, der sich noch gut an das Jahr 2010 erinnert, als er selbst als junger Kaplan Günter Zorn kennengelernt hatte. „Er gehörte noch zu einer Generation von Priestern, die Pfarrersein im klassischen Sinne gelebt haben und dadurch auch Gemeinde wie der gute Hirte geführt und geprägt haben. Günter Zorn war in dieser Gemeinde eine echte Vaterfigur. So kann ich den Verlust, den viele dort spüren, gut nachempfinden.“