Winfried Breidenbach geht zurück in die Heimat nach Lindlar – er hinterlässt eine Lücke in den Gemeinden auf den Südhöhen Abschied nach 19 Jahren als Pfarrer

Cronenberg. · Pfarrer Winfried Breidenbach verlässt Wuppertal, Cronenberg und seine Gemeinden.

 Winfried Breidenbach verabschiedet sich nach Lindlar. Er will seinen Ruhestand genießen - etwa samstags Bundesliga schauen.

Winfried Breidenbach verabschiedet sich nach Lindlar. Er will seinen Ruhestand genießen - etwa samstags Bundesliga schauen.

Foto: Fries, Stefan (fri)

„Wir sagen zum Abschied in den verdienten Ruhestand Danke für eine glückliche gemeinsame Zeit.“ Mit diesen Worten verabschiedeten sich die Gemeinden der Südhöhen von Pfarrer Winfried Breidenbach, der nach 19 Jahren in Cronenberg seinen „Schäfchen“ Lebewohl sagt und in seiner Heimatstadt Lindlar den neuen Lebensabschnitt ohne Amt, jedoch mit Würde genießen möchte.

Die Abschiedsmesse wurde schon Ende Juni zelebriert, und zwar unter freiem Himmel auf dem Gelände des Kindergartens. „Da konnten mehr Menschen unter Einhaltung der Abstandsregeln teilnehmen“, erklärt der zukünftige Pensionär, der mit 70 Jahren (Geburtstag im vergangenen Dezember) das von der katholischen Kirche vorgeschriebene Ruhestandsalter erreicht hatte.

Als er aus Düsseldorf kam,
kannte er Wuppertal noch nicht

Winfried Breidenbach hat nur einen Teil seines Berufslebens als Geistlicher verbracht. Davor war er Realschullehrer für Religion und Mathematik, doch dann wandte er sich ganz von den Zahlen ab und den Menschen zu, wurde 1985 zum Priester geweiht und kam nach sechs Jahren als Kaplan in Düsseldorf-Eller 2001 nach Cronenberg zur Gemeinde Heilige Ewalde. „Ich kannte Wuppertal überhaupt nicht, ich habe mir aber gedacht, dass auch da Menschen wohnen“, erinnert er sich. Menschen, die gewohnt waren, in der Gemeindearbeit selbständig zu denken und Entscheidungen zu fällen, ohne vorher den Pfarrer zu fragen. „Das gefiel mir auf Anhieb, war ich doch aus Lindlar in der Jugendarbeit gewohnt, im Team zu arbeiten“, so Winfried Breidenbach, der kurze Zeit später auch die Position des leitenden Pfarrers der Gemeinden in Ronsdorf (St. Joseph), Lichtscheid (St. Christ) und obere Südstadt (St. Hedwig) übernahm.

Die Zusammenarbeit im Gremium wurde dann vor fünf Jahren von den Südstadtgemeinden in einem Leitungsteam offiziell praktiziert. „Aus jeder Gemeinde waren zwei Vertreter dabei und dazu kamen die Seelsorger. Der Erfolg: weil die Entscheidungen von so vielen getragen wurden, musste nie etwas zurück genommen werden.“

„Mir hat die Arbeit hier große Freude bereitet“, berichtet der scheidende Pfarrer mit Zufriedenheit zurückblickend, und mit ebensolchen Gefühlen hat er auch die angeregten Diskussionen betrachtet, die seit knapp zwei Jahren im Gange waren. „Was soll geschehen, wenn Pfarrer Breidenbach uns verlässt? Wie soll dessen Arbeit angesichts des Priestermangels fortgesetzt werden?“ Diesen Themen widmeten die Mitglieder von Heilige Ewalde etliche Abende und kamen überein, dass vieles auf viele Schultern übertragen werden soll.

Breidenbach unterstützt die Bewegung Maria 2.0

„Liturgie“, nämlich die Gestaltung des Gottesdienstes, vornehmlich unter dem Aspekt, dass Frauen in der katholischen Kirche nicht zum Priesteramt zugelassen sind, wurde heiß und kreativ diskutiert. „Ich unterstütze die Frauenbewegung Maria 2.0“, sagt der Gottesmann und führt aus: „Seit einiger Zeit wird hier einmal im Monat ein Gottesdienst musikalisch, textlich und inhaltlich durch die Gemeinde gestaltet. Ich war nur als Zelebrant dabei, deshalb habe ich das Erzbistum Köln auch gar nicht gefragt“, so Breidenbach. „Ich bin zuversichtlich, was das Gemeindeleben angeht, wenn ich mich am Dienstag endgültig nach Lindlar verabschiede“, meint der Geistliche gelassen, der übrigens nur bei seinen Messen als Pfarrer erkennbar ist. „Ansonsten trage ich zivil“, schmunzelt er und gesteht: „Ich habe gar keinen schwarzen Anzug.“

Lindlar, das ist eine Rückkehr zu seinen Wurzeln. „Ich wohne dort in meinem Elternhaus, wie auch meine Schwester“, erklärt der Pfarrer, der sich zuletzt einer Knieoperation unterziehen musste und deshalb eine Gehhilfe benötigt. „In Lindlar gedenke ich, tatsächlich Pensionär zu sein“, meint er mit einem verschmitzten Lächeln. „Und dann kann ich mir auch samstags die Konferenzschaltung der Bundesliga im TV ansehen. Das ging bisher nicht, weil ich ja die Vorabendmesse abhalten musste.“ Aber, er wäre nicht der den Menschen zugewandte Vertreter der katholischen Kirche, wenn er nicht hinzufügen würde: „Wenn ich gebraucht werde, helfe ich natürlich. Aber dann ganz ohne Amt.“