Stadtteil-Check Süd Südbahnhof bietet facettenreiche Kultur fürs Viertel

Vor fünf Jahren öffnete der Südbahnhof seine Türen. Heute ist er Anlaufpunkt für viele Initiativen im Süden der Stadt.

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Krefeld. Mit hohem Anspruch startete der Südbahnhof vor fünf Jahren als neues kulturelles Zentrum für den Südbezirk. „Der Südbahnhof ist Gelegenheitsbereiter für das Neue, ist Begegnungsstätte unterschiedlicher Kunstformen und Kulturen. Sein konzeptioneller Grundgedanke ist die Offenheit und der in Gemeinschaft realisierte Arbeitsprozess.“ Wurde der erste „Fünfjahresplan“ erfüllt? „Ja und Nein“, meint Georg Dammer.

Dammer ist Geschäftsführer des Werkhauses an der Blücherstraße, das den Bahnbetrieb sichert und die Fahrpläne erstellt. „Wir sind personell nicht in der Lage, in das Viertel hineinzuwirken, sondern sind darauf angewiesen, dass das Viertel zu uns kommt. Dafür liefern wir Programm, Struktur und Räumlichkeiten.“

Für die insgesamt zehn festen Mitarbeiter im Werkhaus, im 500 Quadratmeter großen Spielhaus an der Dießemer Straße (Spiedie) und im denkmalgeschützten Bahnhof stehen insgesamt nur 5,6 Planstellen zur Verfügung. Deshalb gibt es an der Saumstraße auch keine festen Öffnungszeiten.

100 Jahre nach Inbetriebnahme des Bahnhofs im Jahr 1908 übernahm das Werkhaus Kelle und Trillerpfeife. Nach einer fast dreijährigen Renovierungsphase stellte Georg Dammer das neue Schmuckstück 2011 der Südstadt vor. „Wir haben damals ungefähr 35 bis 40 Container voller Schutt abtransportiert“, erinnert sich Dammer ungern.

Mit öffentlichen Mitteln und hunderten von Arbeitsstunden mit Kräften unter anderem von der Kreishandwerkerschaft wurde das völlig marode Bauwerk wieder instandgesetzt.

Nachdem der Rat dem Werkhaus als Träger auch den Betriebskostenzuschuss von monatlich 3000 Euro zugesagt hatte, wurde das „soziokulturelle Zentrum“, dessen Architekten Stephan Kuller und Ulrich Goertz waren, im Sommer 2011 geöffnet.

Die Umbaukosten sollen alles in allem bei rund zwei Millionen Euro gelegen haben. „Die Alternative für den Bahnhof wäre der kontrollierte Verfall gewesen“, sagt Georg Dammer. Einrichtungen und Technik konnten erst Schritt für Schritt und dank vieler Spenden realisiert werden.

Hunderte Veranstaltungen hat der Süden bisher erlebt. Musikabende, Lesungen, Workshops, Ausstellungen, Vorträge, Performances — wie jene des Fichte-Gymnasiums über den Alltag in einem Konzentrationslager zum Auschwitz-Gedenktag vor drei Jahren: Die Schule nutzte dafür den rund 50 Meter langen Tunnel, der den Bahnhof mit dem Ring verbindet, als Bühne.

Für den Monat Mai plant Dammer im Bahnhof sieben verschiedene Veranstaltungen neben zwei festen Wochenterminen, die der Flüchtlingschor und der Percussion-Workshop belegen. Themen seien immer kulturelle Elemente, die sich mit der Gesellschaft beschäftigen, oder kurzfristige, projektbezogene Angebote.

Noch vor den Sommerferien soll eine weitere Ausstellung ins Programm. Für den Herbst schweben „Fahrdienstleiter“ Dammer zwei Ausstellungen mit Fotografien aus Weißrussland und Litauen vor. „Das sind immer Finanzierungsfragen“, schränkt er ein. „Ausstellungen lassen sich nur über Partner und Kooperationen realisieren.“

Eng arbeitet er dabei mit dem städtischen Kulturbüro, mit dem Kresch-Theater, mit Parteien, Verbänden oder Initiativen wie dem Bündnis für Demokratie und Toleranz zusammen. Auch die Bonner Montag-Stiftung mit ihrem Projekt Samtweberviertel sei regelmäßig im Bahnhof zu Gast.

Derzeit arbeitet der Geschäftsführer mit einem Grafiker am neuen, einheitlichen Erscheinungsbild des Bahnhofs. Zu sehen ist das Logo auf dem neuen Schild über dem Haupteingang, der Wandmalerei hinter dem Tresen und den Programm-Flyern.

Derzeit wird auch ein neuer Internet-Auftritt von Bahnhof, Werkhaus und Spiedie entworfen. Bunte Farben und klare Strukturen bestimmen jetzt den Eindruck. Das passt gut zu dem Bild, das der Bahnhof fünf Jahre nach seiner Öffnung für das Viertel „hinter dem Bahndamm“ bietet.