Südwall-Attentäter in Lüdenscheid gefasst
Der 22-Jährige, der auf dem Südwall ein ganzes Pistolenmagazin leerschoss und einen Wirt verletzte, wird von einem SEK überwältigt.
Krefeld. Der Südwall-Attentäter ist gefasst: Ein Spezialeinsatzkommando der Polizei hat am Freitagmorgen in einem Hotel in Lüdenscheid den 22-Jährigen überwältigt, der vor knapp zwei Wochen in der Krefelder Innenstadt wild um sich geschossen haben soll. Wie die Fahnder auf die Spur des Albaners kamen, war zunächst unklar. Polizeisprecher Wolfgang Weidner verwies auf „intensive Ermittlungen“ in den vergangenen Tagen. Der Mann ließ sich widerstandslos festnehmen.
Was sich an dem Montagabend auf dem Südwall ereignet hatte, erinnert an Hollywood: Es ist 21 Uhr, als immer wieder Schüsse durch die Straßen hallen. Menschen bringen sich in Deckung, bei der Polizei klingeln schlagartig alle Notrufleitungen. Wie die Ermittler später mitteilen, handelt es sich um einen 22-Jährigen, der aus einer Pistole um sich feuert. Er hat es demnach auf den Inhaber (28) der Gaststätte „Mitrovica“ abgesehen, der bei sommerlichen Temperaturen mit Gästen vor seinem Lokal sitzt. Die Kugeln verfehlen den Mann; er bringt sich hinter einem Auto in Sicherheit. Projektile schlagen in einen Wagen ein, Querschläger fliegen über den Südwall und beschädigen sogar auf der gegenüberliegenden Seite die Scheibe des Cafés „Italia 2000“.
Die Polizei glaubt, dass der 22-Jährige aus Hass handelt: Sie sieht einen erbitterten Streit zwischen zwei Familien als Hintergrund. Vor einiger Zeit soll es demnach eine Auseinandersetzung um den Verkauf eines Wagens gegeben haben, es folgten Bedrohungen und schließlich handfeste Übergriffe. Die kaltblütige Tat auf dem Südwall ist der dramatische Höhepunkt des Familien-Kriegs. Dabei nahm der Schütze auch in Kauf, dass Unbeteiligte zu Schaden kommen, denn auf den Straßen ist um diese Uhrzeit immer noch eine Menge los.
Nachdem der Mann mehrfach gefeuert hat, steht er schließlich frei vor seinem Opfer und drückt ab. Es fällt aber kein Schuss — das Magazin ist komplett leergefeuert. Die Spurensicherung findet später sechs Patronen des Kalibers 7.65 Millimeter. Obwohl der Wirt einen Durchschuss im Unterleib, einen Streifschuss am Arm und eine Kopfverletzung erleidet, verfolgt er den Täter noch mit einem weiteren Zeugen. Der Schütze richtet auf der Flucht die Waffe erneut auf seinen Verfolger und drückt mehrfach ab. Doch entweder hat er noch nicht nachgeladen, oder die Pistole hat Ladehemmung — jedenfalls lösen sich auch diesmal keine Schüsse.
Die Polizei bildete eine Mordkommission, die davon ausgeht, dass der Täter von Helfer aus Krefeld geschleust worden ist. SEK-Einheiten hatten noch am Tag nach der Schießerei Wohnungen in Krefeld und Tönisvorst gestürmt. Den Schützen allerdings fanden sie nicht.
Dafür waren die Beamten gestern im sauerländischen Lüdenscheid erfolgreich. Möglicherweise waren sie bei ihren Ermittlungen familiären Verbindungen gefolgt. Sie gehen davon aus, dass der 22-Jährige noch heute außer Landes gebracht werden sollte. Er soll in Kürze einem Haftrichter vorgeführt werden.