Ostwall-Passage: "Erst alles geboten, dann ausgebootet"
Investor Konrad Steinert glaubte über Monate die Stadtwerke als Ankermieter unter Dach und Fach zu haben. Doch es kam anders.
Krefeld. Besuche und Gespräche hat es reichlich gegeben zwischen Konrad Steinert, Investor am Ostwall (früheres Bayen-Haus und daneben), seinem Architekten und verschiedenen Verantwortlichen der Stadtwerke. Seit dem 4. Dezember 2013 glaubte Steinert die SWK als Ankermieter für seinen Neubau vor der künftigen Wohnstätte-Zentrale gefunden zu haben.
Architekt Lukas Kaster (Emmerich) passte seine Pläne mehrfach den Wünschen der SWK für das neue Kundencenter an. Ein Klimatechniker freute sich schon auf einen satten Auftrag, der 70 000 Kunden im Monat und den SWK-Mitarbeitern angenehme Temperaturen bescheren sollte. Doch daraus wird wohl nichts.
In der WZ musste Steinert lesen, wie Wohnstätten-Vorstand Thomas Siegert am 27. März verkündete, die Stadtwerke würden in „seine“ Ostwall-Passage gegenüber der Sparkasse einziehen, direkt vor dem künftigen schicken ÖPNV-Bahnhof. Der Investor fühlt sich angeschmiert. Sein Problem: Er hatte mit den Stadtwerken noch keinen Vertrag.
Vier Wochen später, am 22. April, bat SWK-Juristin Britta Meier um eine Differenzierung zwischen der Miete fürs Erdgeschoss und dem Obergeschoss: „Weil bekanntlich die Entscheidungsfindung hier im Hause nun auch schnellstmöglich . . . durchgeführt werden soll“. Am 16. Mai teilten die SWK-Vorstände Carsten Liedtke und Kerstin Abraham mit, „dass die Sondierung des Angebotsmarktes noch einige Zeit in Anspruch nehmen wird“. Und der Investor sich ruhig nach anderen Mietern umschauen dürfe.
„Welcher Angebotsmarkt?“, fragt Konrad Steinert. „Es gibt keinen außer der Wohnstätte.“ Er vermutet hinter der Kehrtwende massive Einflussnahme der Politik. „Das ist allein Sache der Stadtwerke. Darauf hat der Aufsichtsrat keinen Einfluss“, sagt Ulrich Hahnen, Vorsitzender des SWK-Aufsichtsrates. Aber SPD-Fraktionschef Hahnen erklärt auch, dass die „Politik als Mutter beider Gesellschaften sich freut, wenn die Töchter sich verstehen“. „Uli Hahnen privat“ würde es begrüßen, wenn die SWK in die Wohnstättenpassage einzieht.
„Den Ostwall belebt das Kundencenter der SWK nur während seiner Geschäftszeiten“, hält Steinert dem entgegen. Da auch noch Stadtmarketing und Tourismus-Büro ins Wohnstätte-Objekt einziehen sollen, wäre der Bereich direkt vor der Haltestelle bereits am frühen Abend und samstags Mittag „tot“. Und vor 2016, ahnt Steinert, werde wohl kaum mit dem Passagen-Bau begonnen.
Thomas Siegert hat seine Ziele früher gesteckt: In drei Monaten werde der Architektenwettbewerb für die Passage abgeschlossen sein. Der für die Wohnstätte-Zentrale (frühere Werkkunstschule) ist gerade beendet worden. Beide Häuser sollen im dritten Quartal 2016 bezugsfertig sein.
Nach dem Rückzieher der Stadtwerke ist der Weiterbau des Steinert-Objektes (Ostwall 134) ins Stocken geraten. Architekt Lukas Kaster: „Wir haben sogar auf Wunsch der SWK das erste Obergeschoss vergrößert“. Selbst für die Glasfront mit dem Unternehmenslogo äußerten die Werke Änderungswünsche. Der Architekt frustiert zur WZ: „Erst alles geboten, dann ausgebootet“. Inzwischen gingen die Ansprechpartner nicht mal mehr ans Telefon.
Sein Auftraggeber, der auch das Viktoriahaus gebaut hat und dort seine Anwaltskanzlei unterhält, ist felsenfest überzeugt davon, dass die Stadttochter SWK „etwa doppelt so viel Miete an die Wohnstätte wird zahlen müssen als das bei mir der Fall gewesen wäre“. Steinert wollte auf 15 Jahre 20 Euro pro Quadratmeter Erdgeschossfläche, 9,50 Euro fürs Obergeschoss, fünf Euro für Hof und Dachterrasse: Zusammen 8500 Euro im Monat für ein höchst edel ausgestattetes Objekt.