Soziales Tafel packt seit 20 Jahren Lebensmitteltüten mit Herz
Gut 250 Besucher kommen freitags zur Ausgabestelle in Stahldorf. Da gibt’s nicht nur etwas zu Essen, auch Gespräche.
Krefeld. „Ich glaube, Routine wird es hier nie. Jeder Freitag ist eine neue Herausforderung“, sagt Christa Wagner. Sie ist Leiterin der Lebensmittel-Ausgabestelle in Stahldorf — eine Herausforderung, der sich Wagner gerne Woche für Woche stellt. Seit 15 Jahren ist sie bei der Tafel in Stahldorf tätig. „Als ich damals angefangen habe, kamen noch 50 Familien hierher“, erinnert sie sich. Das habe sich im Laufe der Jahre geändert. Mittlerweile seien es etwa 230 bis 250 Besucher, die jeden Freitag auf die Lebensmittelspenden der Tafel warteten.
Hans-Georg Rehbein, Vorsitzender der Krefelder Tafel und Flüchtlingskoordinator, erklärt: „Die Ausgabestelle hier in Stahldorf ist die größte, die wir in Krefeld haben.“ 22 Mitarbeiter helfen Freitag für Freitag, dass alles reibungslos abläuft und jeder der Besucher seine Lebensmittel erhält. Eine Aufgabe, die nicht immer einfach ist, wie Michaela Böttcher, ehrenamtliche Mitarbeiterin, erzählt. „Gerade am Anfang der Flüchtlingswelle gab es enorme Sprachschwierigkeiten und im Winter, wenn es Kohl und Kartoffeln gibt, spüre ich meinen Rücken abends ganz gewaltig.“
Bei der Tafel in Stahldorf gibt es mehr als Lebensmittel, wie Rehbein betont. „Wir geben vor allem auch menschliche Wärme weiter. Unsere Gäste freuen sich über soziale Kontakte.“ Deshalb findet Rehbein es auch besonders erwähnenswert, dass die Stahldorfer Tafel-Ausgabestelle über eine eigene Kaffeetafel verfügt, an der die Gäste warten und sich austauschen können.
An dieser Kaffeetafel spricht Gudrun Kommer dann mit den Gästen und gibt hier und da auch Hilfestellungen. „Manchmal werde ich gefragt, was man zum Beispiel mit Radieschen kochen kann. Dann gebe ich auch gerne Rezepte weiter“, sagt die ehrenamtliche Mitarbeiterin.
Wenn Rehbein so etwas hört, freut er sich besonders. „Das ist gelebte Integration. Egal, welche Herkunft die Besucher haben, alle werden gleich behandelt und kommen ins Gespräch.“ Der Vorsitzende der Krefelder Tafel weiß, wie hoch oft die Hemmschwelle ist, zur Tafel zu gehen und ist deshalb über die Möglichkeiten, die das Pfarrheim St. Bonifatius bietet, erfreut. „Hier müssen die Gäste nicht draußen vor der Tür stehen, sondern können hereinkommen und sich an die Kaffeetafel setzen. Das gibt ihnen ein Stück Würde zurück.“
Genauso wie die Einführung des Obolus vor einem Jahr. Einen Euro muss jeder Erwachsene seitdem für seine Lebensmitteltüte zahlen. Rehbein hat gute Erfahrungen mit dieser Veränderung gemach. „Für uns als gemeinnützige Organisation ist es wichtig, so einen Teil unserer Kosten abdecken zu können. Unsere Gäste haben außerdem so das Gefühl, etwas gekauft zu haben.“