Integration Tandem will Jungs neues Zuhause geben

In Kooperation haben das Kolpinghaus und der Sozialdienst katholischer Frauen ein Wohnheim für junge Flüchtlinge eröffnet.

Foto: Andreas Bischof

Krefeld. Hassan Sarwari ist für Alfred Klaßen ein Glücksfall. Der 20-jährige Afghane ist bereits vor vier Jahren vor Krieg und Terror nach Deutschland geflohen. Seit 2012 lebte er als minderjähriger, unbegleiteter Flüchtling bis zu seiner Volljährigkeit im Kolpinghaus. Inzwischen hat er eine eigene Wohnung — und seit neuestem auch eine Halbtagsstelle beim Sozialdienst katholischer Frauen (SkF). Als Dolmetscher arbeitet er seit Anfang der Woche im neu eröffneten „Tandem“. Das ist nach der Eröffnung des „Refugiums“ im früheren Pfarrheim von St. Anna ein weiteres Wohnheim für unbegleitete, minderjährige Ausländer, kurz UMA genannt.

„Hassan ist ein Beispiel für gelungene Integration“, sagt Uwe Zurhorst, Geschäftsführer des Kolpingwohnheims Krefeld. Und Alfred Klaßen ist sehr froh darüber. Er ist der neue Heimleiter des Tandems, einem Gemeinschaftsprojekt von SkF und Kolpingwohnheim.

Bereits im vergangenen Herbst hatten sie gemeinsam gegenüber der Stadt ihre Bereitschaft bekundet, für einen Teil der zugewiesenen, zahlreichen UMA neue Einrichtungen anzubieten. „Der Präses von St. Heinrich war begeistert von der Idee und hat uns das Pfarrhaus in Aussicht gestellt“, erzählt Zurhorst. „Wir haben für dieses neue Angebot extra eine gemeinnützige GmbH gegründet“, ergänzt SkF-Geschäftsführerin Tanja Himer. Von den ersten Gesprächen im Oktober habe es dann noch einige Monate bis zur Betriebsgenehmigung gedauert. Doch jetzt ist es soweit.

Die Umbaukosten hat die Pfarre St. Heinrich übernommen und das Gebäude laut Himer mietgünstig für zunächst fünf Jahre vermietet. Auf 600 Quadratmetern, über drei Etagen verteilt, haben künftig zwei Wohngruppen mit insgesamt 16 Plätzen ausreichend Platz. Die erste Gruppe mit sieben Jungen ist gerade eingezogen und richtet sich in den Zimmern auf der ersten Etage ein. Hassan ist beim Ankommen eine große Hilfe für sie. Am 1. September kommen die restlichen neun Jungs dazu. Sie stammen alle aus Syrien, Afghanistan und Guinea.

Betreut und umsorgt werden sie von 18 Leuten, zwölf davon sind pädagogische Fachkräfte, jeweils sechs pro Gruppe (auf 4,5 Vollzeitstellen). Hinzu kommen der Heimleiter, ein Hausmeister, eine Verwaltungsmitarbeiterin (auf einer halben Stelle), zwei hauswirtschaftliche Mitarbeiterinnen und zwei Sprachmittler (jeweils eine halben Stelle).

„Die Jugendlichen sollen zunächst einmal hier an- und zur Ruhe kommen“, sagt Heimleiter Alfred Klaßen. Für sie ist es nicht ihre erste Station in Deutschland, nach den Erlebnissen der Flucht haben sie auch hier schon einige Abschiede erlebt. „Jeder Wechsel wird vom Gefühl her schwieriger für sie, weil gerade aufgebaute neue Beziehungen wieder zu Bruch gehen und neue Regeln des Zusammenlebens hinzukommen.“

Die Zeit bis zur Volljährigkeit ist nicht lang, um die 15- bis knapp 18-Jährigen auf ein eigenständiges Leben vorzubereiten.

Alfred Klaßen ist deshalb froh, dass der SkF noch zusätzlich fünf Plätze im sogenannten „Clearing“ vorhält. Das ist ein betreutes Wohnangebot, in dem die jungen Erwachsenen in einem eigenen Appartement unter Betreuung trainieren, sich alleine zu versorgen.

Bei ihrer alltäglichen Arbeit hofft das neue Team des Tandems auf Unterstützung aus der Nachbarschaft. „Wir haben uns im Vorfeld mit Nachbarn, dem Altenheim, der Wohneinheit für psychisch erkrankte Menschen und mit den Kitas getroffen und uns und unsere Arbeit vorgestellt“, sagt Uwe Zurhorst. „Es gab große Bereitschaft von allen.“ Er hofft nun auf ehrenamtliche Hilfen und Angebote, vor allem im Freizeitbereich. Damit die Jugendlichen schneller ein Teil unserer Gesellschaft werden.