Telefonaktion: Organspende rettet Schwerstkranken das Leben

Krefeld. Die Beschäftigung mit dem Tod ist schwierig. Der Mensch schiebt den Gedanken daran gerne beiseite. Ähnlich ist es mit der Entscheidung über eine Organspende. Nur knapp sieben Prozent der Deutschen haben sie getroffen und in einem entsprechenden Ausweis hinterlegt.

Wer sich nicht entscheiden will, muss daran denken, dass er im Falle seines plötzlichen Ablebens seine engsten Angehörigen damit konfrontiert. Auf der anderen Seite ist der Mangel an passenden Organen sehr groß. Jedes Jahr sterben etwa 1000 Menschen, weil sie zu lange warten müssen.

Mediziner und Krankenkassen-Chef informieren über das heikle Thema Zu ihrer neuen Telefonaktion hat die Westdeutsche Zeitung Fachleute eingeladen, die alle Fragen ihrer Leser zum aktuellen Thema Organspende beantworten und Unsicherheiten ausräumen werden. Es sind dies Professor Dieter Bach, Chefarzt der Medizinischen Klinik III am Helios-Klinikum mit den Schwerpunktbereichen Nephrologie/ Dialyse und Bluthochdruckerkrankungen, Diabetologie/ Stoffwechsel. Sein Kollege, Professor Roland Besser, ist Direktor der Klinik für Neurologie und Vorsitzender der Hirntodkommission in Darmstadt. Thomas Meertz, Regionaldirektor der AOK Rheinland/Hamburg, wird ebenfalls zur Verfügung stehen.

Meertz: „Die Entscheidung der Bundesregierung, die gesetzlichen Krankenkassen zu beauftragen, alle Versicherten regelmäßig über die Möglichkeiten der Organspende zu beraten, begrüßen wir.“ Demnach kann sich der Bürger bei der Frage nach der Organspende für ein „Ja“, „Nein“, oder „ich weiß nicht“ entscheiden. Der Vermerk könnte auf der neuen elektronischen Gesundheitskarte gespeichert werden. „Es ist aber sehr wichtig, dass den Angehörigen die Bereitschaft zur Organspende bekannt ist“, ergänzt Bach.

Transplantiert werden Niere, Herz, Leber, Lunge und Dünndarm, außerdem Gewebe wie Augenhornhaut oder Sehnen. „Eine Altersgrenze für die Organspende gibt es nicht. In den Krefelder Kliniken wird nicht transplantiert, jedoch eine umfangreiche Vorbereitung und Nachsorge des Patienten garantiert“, erklärt Bach. Transplantationskliniken sind in Aachen, Düsseldorf und Essen. Eine der größten Unsicherheiten ist die, ob der Mensch, der seine Organe zur Verfügung stellt, auch wirklich tot ist, wenn sie entnommen werden. „Welche Auswirkungen hat eine Patientenverfügung auf eine Organspende?“, ist eine andere Frage. Auch die Lebendspende ist ein Riesenthema. Weil seine Frau schwer erkrankt war, spendete ihr SPD-Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier eine Niere.

Zu einer oft gestellten Frage sagt Besser schon jetzt: „Es werden stets umfassende neurologische Untersuchungen durchgeführt, um vor einer Organentnahme den Tod eines Menschen mit Sicherheit festzustellen.“