Tödliche Gefahr auf dem Radweg
Die Zahl der verunglückten Radfahrer ist zwar rückläufig. Doch der ADFC mahnt an vielen Stellen zur Vorsicht.
Krefeld. An der Einmündung Weeserweg/St. Töniser Straße wird ein Radfahrer (55) von einem 38-Tonner erfasst und 65 Meter weit mitgeschleift. Er überlebt schwer verletzt. Einige Monate zuvor ist eine 67-Jährige auf der Voltastraße von einem Lkw erfasst und getötet worden. Es sind die traurigen Höhepunkte einer Vielzahl von Unfällen, an denen Radfahrer in diesem Jahr beteiligt waren. Die Meldungen über verunglückte Zweiradfahrer haben sich zwar zuletzt gehäuft — eine außergewöhnlich hohe Zahl können aber weder Polizei noch der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) erkennen.
Wie Polizeisprecher Acor Kniely gegenüber der WZ sagte, wurden in diesem Jahr bis 31. August 203 Unfälle gezählt, bei denen sich Radfahrer verletzten. 15 davon waren sogenannte Alleinunfälle ohne Beteiligung anderer. Bei den Unfällen wurden 176 leicht und 26 schwer verletzt. Zudem kam die 67-Jährige an der Voltastraße ums Leben. Im Vergleichszeitraum des Vorjahres seien 210 Radfahrer verletzt worden, so dass die Zahl sogar leicht gesunken sein, berichtet Kniely.
Dass Krefeld mit einem deutlich höheren Anteil an Radfahrern auch höhere Unfallzahlen hat, liegt für Andreas Domanski vom ADFC auf der Hand. Diese seien aber nicht höher als in anderen Radfahrer-Hochburgen. In Krefeld liege der Radverkehrsanteil laut einer Erhebung aus dem Jahr 2006 bei 20 Prozent. Zum Vergleich: Hagen etwa komme auf sieben bis acht Prozent. Dort würden entsprechend weniger Radfahrer, auch gemessen an der Einwohnerzahl, verletzt.
Domanski kann daher nicht bestätigen, dass es in Krefeld generell besonders gefährlich ist: „Das sind meist sehr unterschiedliche Unfallursachen.“ Wenn Gefahren bestehen, dann oft wegen des Zustands der Radwege. Sie seien oft zugewachsen, wie etwa an der Uerdinger oder der Moerser Straße. Die Radfahrer wichen dann auf den Gehweg aus, so dass es immer wieder zu gefährlichen Situationen mit Fußgängern komme. Oft seien Radwege auch in einem sehr schlechten Zustand. „Dann weichen die Radfahrer meist auf den Gehweg aus“, sagt Domanski — mit den geschilderten Folgen. Das ließe sich vermeiden, ist der Fachmann überzeugt. Denn aktuelle Untersuchungen zeigten, dass es durchaus sinnvoll sei, Radfahrer statt auf einem baulich abgetrennten Radweg auf der Straße fahren zu lassen. Das Risiko sei keineswegs so groß, wie man es vor Jahren noch propagiert habe.