Trauer Trauerfeiern in Krefeld dürfen nur draußen stattfinden

Krefeld · Auch in unserer Stadt gelten in Zeiten der Pandemie strenge Bestimmungen für Begräbnisse. Immerhin: Die Obergrenze von zehn Personen wurde jetzt vom Land gekippt.

Bestatterin Isabel Conen arbeitet in fünfter Generation im Familienbetrieb und begleitet vor allem Trauernde in den Stadtteilen Verberg und Traar. Bei den momentanen Auflagen oft eine Herausforderung.

Foto: Andreas Bischof

Isabel Conen nimmt viele Anrufe der Trauernden entgegen. Seit 2019 ist die 28-Jährige als Bestatterin in fünfter Generation im Familienbetrieb in Verberg und Traar beschäftigt. Ihre weiche Stimme ist wie dafür geschaffen, einfühlsam zu wirken. Dort, wo es darum geht, Angehörige eines Verstorbenen auf dem letzten Weg zu begleiten. Viel Verständnis und Mitgefühl aufzubringen, die schmerzhafte Zeit so freundlich wie möglich zu gestalten. Möglichst alle Wünsche zu erfüllen, das war allerdings auch für Isabel Conen in den vergangenen Tagen nicht immer möglich.

Im Gegenteil. Die Hand der Behörden greift in Zeiten der Pandemie auch bis in die letzte Ecke des persönlichen Lebens: Abschied zu nehmen von einem geliebten Menschen. „Den Zustand können wir alle nicht beeinflussen. Corona hat nun einmal auch den Bereich Tod und Trauer erwischt. Wir müssen wie in allen Lebenslagen Kompromisse eingehen“, sagt Conen. Dazu kommt aber auch, dass Städte und Landkreise noch einmal eigene Bestimmungen zu Bestattungen ausgegeben haben. Sie sind teilweise strikter als die Verordnungen des Landes.

Die räumliche Nähe zu den Menschen ist heute nicht ohne weiteres möglich. Die Abstandsregel gilt überall, auch am Grab. Die Kontaktsperre in NRW, die in der Öffentlichkeit nur zwei Personen gemeinsam erlaubt, gilt für Bestattungen nicht, wie der Bundesverband Deutscher Bestatter schreibt.

Umarmungen, Händeschütteln – auf Nähe muss verzichtet werden

Auf Gesten der Kondolenz aber muss verzichtet werden. Keine Umarmungen, keine Küsse, kein Händeschütteln, immer mindestens anderthalb Meter Abstand. Versammlungen der Religionsausübung sind seit dem 23. März untersagt, Erd- und Urnenbeisetzungen aber erlaubt.

Das Land NRW lässt Trauergottesdienste in Trauerhallen und Kirchen zu. In Krefeld jedoch sei dies nicht möglich, wie Isabel Conen sagt. Im Stadtgebiet müssen die Trauerfeiern unter freiem Himmel abgehalten werden. Immerhin: Die Höchstzahl an Anwesenden von zehn Personen wurde schon vom Land gekippt. Allerdings empfiehlt die Friedhofsverwaltung den Krefelder Bestattern, die Beisetzungen weiter in einem eng gefassten Familienkreis abzuhalten und auf große Menschenansammlungen zu verzichten.

Ehepartner, Kinder, Enkel waren unter den bisherigen Bestimmungen schon erlaubt. Freunde, Bekannte aus Schützen- oder Sportvereinen sollten dagegen nicht teilnehmen. Gerade in Gebieten wie Traar und Verberg sei diese Ausgrenzung bei Trauernden oft auf Unverständnis gestoßen, sagt Conen. Dort kämen in Normalzeiten auch mal gut und gerne 150 Menschen bei solchen Anlässen zusammen.

Bei Urnenbegräbnissen kämen manche Familien in ein Dilemma. Sollen sie im kleinen Rahmen den letzten Weg gehen oder lieber warten, bis die Krise und die Auflagen vorbei sind? „Manche sagen uns auch: Wir warten lieber, bis eine würdige Trauerfeier wieder durchführbar ist“, sagt Isabel Conen. Bei Urnen- gibt es im Gegensatz zu Erdbestattungen keine Zeitfrist. Doch wer weiß schon, wann die Pandemie vorbei ist? „Viele wollen jetzt auch den Abschluss finden“, sagt Conen.

Profaner als sonst geht es auch am Grab selbst zu. Der Sarg bleibt auf dem Grab stehen. Angehörige können sich so vom Verstorbenen verabschieden. Später wird dieser erst vom Friedhofsamt herab gelassen – ohne Beisein der Angehörigen. Auch die Sargträger dürfen sich nicht zu nahe kommen.

Soziale Netzwerke rufe die aktuelle Krise auch auf den Plan, berichtet die Bestatterin. Es gebe Anfragen, Begräbnisse im Internet zu übertragen, damit mehr Menschen in diesem wichtigen Moment der Trauerbewältigung dabei sein könnten. Wenn auch nicht direkt vor Ort.

Eine Beerdigung bei Youtube und Co. zu sehen? Schon gewöhnungsbedürftig. In der Krisenzeit aber wohl nicht mehr ausgeschlossen.