ÖPNV U-Bahn-Bauarbeiten: „Es herrscht Chaos“
Krefeld · Die Linien U 70 und U 76 können ab „Grundend“ derzeit nicht Richtung Hauptbahnhof fahren. Im Berufsverkehr gibt es Probleme.
Krefeld. Kurt Müller beobachtet interessiert das Spektakel vor seiner Haustür. Er wohnt nur 100 Meter von der Haltestelle „Grundend“ der K-Bahn entfernt. Derzeit erneuert die Rheinbahn auf dem Abschnitt zwischen „Grundend“ und „Rheinstraße“ die Gleise. Die Strecke ist für die Linien U 70 und U 76 nicht befahrbar. Die Fahrgäste müssen auf Ersatzbusse und Straßenbahnen umsteigen. Im Berufsverkehr klappt das alles andere als reibungslos.
Auf dem Ersatzbus steht als Ziel „Düsseldorf Hauptbahnhof“
Menschen stehen verwirrt am Bahnsteig: „Wo muss ich denn hin?“, fragt ein Mann einen anderen Fahrgast, der zuckt mit den Schultern. Enrique Saunders läuft von einer Anzeigetafel zur nächsten. Er arbeitet in Düsseldorf und ist auf dem Nachhauseweg. „Ich weiß nicht, welchen Bus ich nehmen muss. Die Informationen fehlen.“ Nach einigen Minuten taucht ein Bus auf, der allerdings „Düsseldorf Hauptbahnhof“ als Ziel anzeigt. Fragezeichen in Saunders Gesicht.
Während der Bauarbeiten dauert der Heimweg 30 Minuten länger
Auch Clara Bodenmüller weiß nicht wohin. Sie will nach Meerbusch. Die U 70 fährt ein — „Krefeld Dießem“ steht auf der Anzeige. „Ist das jetzt die Richtige?“, fragt Bodenmüller. Eine ältere Frau murmelt: „Jetzt fährt die U 70 doch weiter, oder wie?“ Nein, der Fahrer wechselt die Führerkabine und die Bahn tritt den Rückweg Richtung Düsseldorf an. Auf dem gegenüberliegenden Bahnsteig stehen verloren zwei Männer. „Da fährt keine Bahn. Nach Düsseldorf geht es ausschließlich ab dieser Seite“, ruft eine Frau. Die beiden rennen los, erwischen den Zug knapp.
„Es herrscht Chaos“, sagt Monika Steiner, die in Krefeld arbeitet und in Neuss wohnt. „Sonst brauche ich vier Minuten von Dießem bis Grundend.“ Während der Gleisbauarbeiten seien es mehr als 30 Minuten. Die nächsten Tage will sie den Zug nehmen. Auch Pendlerin Tanja Weißelberg kalkuliert 20 Minuten mehr ein. Sie wartet auf die Straßenbahn 041, um von der Haltestelle „Grundend“ bis zur Rheinstraße zu kommen.
Enrique Saunders ist mittlerweile in den Bus eingestiegen. Die Zielangabe war falsch: „Wir fahren natürlich zum Hauptbahnhof Krefeld“, erklärt der Busfahrer.
Ein Abschnitt ist noch bis kommende Woche gesperrt
Da fragt schon der nächste Fahrgast nach: „Geht der Bus nach Düsseldorf?“ Der Fahrer schüttelt mit dem Kopf. „Mit den Anschlüssen klappt es nicht so“, das muss auch er zugeben. „Mit dem Bus kommen wir einfach nicht gut durch den Berufsverkehr. Da kann es zu Verzögerungen kommen.“ Eigentlich sollen die Ersatzbusse passend zur Bahn-Taktung morgens und abends zu den Stoßzeiten alle zehn Minuten fahren. „Ich sehe noch nicht, dass die Bauarbeiter bis Samstag fertig sind“ — mit seiner Einschätzung liegt der Busfahrer zumindest für einen Teilabschnitt richtig.
Entgegen der offiziellen Pressemitteilung, dort wird der 4. August, 4 Uhr, als Abschluss genannt, werden die Arbeiten zwischen den Haltestellen „Görgesheide“ und „Fischeln“ länger dauern. „Ich vermute bis in die kommende Woche, spätestens Mitte August“, sagt Rheinbahn-Sprecher Georg Th. Schumacher.
Anwohner Kurt Müller kann seinen Beobachtungsposten also noch einige Tage halten.