Umbau Stadtgarten: Bäume leiden

Weitere Schäden entdeckt und Schutzmaßnahmen gefordert.

Krefeld. Baumschützer beobachten aufmerksam die derzeitigen Umbauarbeiten im Stadtgarten. Dabei ist bislang nicht nur eine 90 Jahre alte Linde beschädigt worden, sondern auch anderen Bäume drohe Ungemach. „Durch Baggerarbeiten wurden beim Abbau des Spielplatzes und bei der Verlegung eines Stromanschlusses bereits mehrere Bäume stark geschädigt“, sagt Gabor Kiss, Dipl. Ing. Landschaftspflege. Er hat eine umfassende Bestandsaufnahme erarbeitet.

Auf Anfrage der WZ hatte die Stadtverwaltung in der vergangenen Woche mitgeteilt, dass man nach dem ersten Baumschaden nun ein besonderes Augenmerk auf die Arbeiten haben werde. Die im Wurzelbereich beschädigte Linde müsse nach genauen Untersuchungen nicht gefällt werden. Sie sei stand- und verkehrssicher. „Warum muss der Baum dann durch ein Seil am Nachbarbaum gesichert werden?“, fragt Kiss.

Durch die Verlegung des Stromanschlusses seien des weiteren eine Esche an der Straße „Am Stadtgarten“ und ein Feldahorn (beide zirka 100 Jahre alt) im Starkwurzel- und Grobwurzelbereich stark beschädigt.

Die Zentrale Verordnung Baumpflege (kurz ZTV-Baumpflege) gebe vor, dass eine Verletzung des Baumes im Grob- und insbesondere Starkwurzelbereich vermieden werden müsse. „Also liegen allein durch die Baggerarbeiten hier schon mehrere Verstöße gegen die ZTV vor“, meint Kiss.

Sorge bereitet ihm auch die Bodenverdichtung durch Baufahrzeuge. Als Beispiel nennt er eine mindestens 100 Jahre alte Hainbuche, die durch Radladerfahrspuren im gesamten Wurzelbereich extreme Bodenverdichtung erlitten habe. „Nach meiner Erfahrung sterben solche Bäume im Laufe einiger Jahre ab.“ Um das zu vermeiden, müssten Baufahrzeuge über eine druckverteilende Abdeckung fahren.

Weitere Folgen fürchtet er auch für die Lindenallee, die sich über die gesamte Länge des Stadtgartens von der St. Anton-Straße bis zum Nordwall erstreckt. Dieser mindestens 130 Jahre alte wasserdurchlässige Weg soll jetzt asphaltiert werden. Durch die damit verbundenen tiefgreifenden Arbeiten fürchtet Kiss weitere Bodenverdichtungen, die laut ZTV möglichst vermieden werden müssten. Außerdem werde durch die Versiegelung jeder einzelne Alleebaum mit rund 30 Prozent seines Wurzelraums vom Wassereintrag abgeschnitten. Im Laufe der nächsten zehn Jahre könnten sie dadurch ihre Standfestigkeit einbüßen.

Um die prächtigen Bäume zu schützen, schlägt Kiss deshalb vor, dass ein Baumsachverständiger die Umbaupläne überarbeitet und beispielsweise auf die Asphaltdecke verzichtet wird.

Info: Auf Wunsch von Herr Gabor Kiss haben wir seine Berufsbezeichnung im Nachhinein geändert. Landschaftsarchitekt wurde durch Dipl. Ing. Landschaftspflege ersetzt.